SZ-Magazin: Frau Radecki, vielen Menschen fällt es schwer, Nein zu sagen. Ihnen auch? Die Zusage zum Interview hatte ich zumindest drei Stunden und zehn Minuten, nachdem ich Ihnen geschrieben hatte.
Monika Radecki: Aber ich habe Ihnen gleich gesagt: erst nach meinem Urlaub.
Als meine Kollegin mich gebeten hat, dieses Thema zu übernehmen, habe ich auch kurz überlegt, ob ich ihr absagen sollte. Meine To-do-Liste war schon ziemlich lang.
Sie haben dann trotzdem zugestimmt. Warum?
Gute Frage. Wahrscheinlich, weil ich die Kollegin nicht enttäuschen wollte. Sie hätte dann erst jemand anderen für den Auftrag finden müssen.
Sehen Sie. Ein erster Schritt, um Nein sagen zu können, ist es, genau darauf zu achten, in welchen Situationen man besonders zum ungewollten Ja-Sagen neigt. Wir scheuen oft vor einem Nein zurück, wenn wir einer Person einen Gefallen tun wollen. Vielleicht fürchten wir, dass die Ablehnung zu Konsequenzen führt, die wir nicht möchten. Aber drohen diese Konsequenzen wirklich? Und wären sie so dramatisch, wie Sie es sich ausmalen? Hätte die Kollegin nie mehr mit Ihnen geredet?