Letztlich bin ich nicht sicher, ob es eine gute Idee Gottes war, die Welt aus dem Urknall heraus entstehen zu lassen. Man hätte sich auch softere Methoden vorstellen können, ein Modellieren, bedächtiges Plastizieren, meinetwegen auch eine Art Backen von Planeten. Oder so etwas wie Bildhauerei oder wenigstens Töpfern. Aber er wird seine Gründe gehabt haben, und letztlich läuft es wohl darauf hinaus, dass der Herr es wahrscheinlich einfach geil fand, alles richtig krachen zu lassen. Man kann das ja verstehen und auch nachvollziehen; der eine lebt diesen Aspekt für sich nur Silvester auf der Terrasse aus, der andere mit kontrollierten Sprengungen von alten Weltkriegzwo-Bomben.
Übrigens glaube ich, dass der Schöpfer letztlich eben doch ein Mann war, keine Schöpferin. Eine Frau wäre anders vorgegangen, nicht so rabiat krachend. Eine Göttin hätte die Erde eher aus dem Gespräch heraus erschaffen.
Aber die Dinge sind, wie sie sind, und wir schlagen uns jetzt mit den Folgen herum. Das ganze Weltall ist ein einziges Herumgesause von irgendwelchen Bruchstücken, die aus einem Urknallkörper hervorgegangen sind. Kürzlich las ich mit Interesse, der Mond sei entstanden, als ein etwa marsgroßer Himmelskörper namens Theia (der damals aber noch nicht so hieß, der Name kam erst später) mit dem Vorläufer unserer Erde kollidierte, wobei große Teile des Globus abgesprengt wurden, mit Theia-Bestandteilen verschmolzen und seitdem um die Rest-Erde kreisen, als »Mond« eben. Ich las auch, man müsse nur mal nach großem Regen einen Magneten in die Regenrinne halten, schon würden viele winzige Teilchen an ihm hängen, Meteoritenmaterial.
Problem nun: Wie schützen wir uns vor diesen Urknall-Resten? Ein zerberstender Meteorit über Tscheljabinsk, der Asteroid 2012 DA 14, neulich zum Greifen nah an uns vorbei – immerzu passiert irgendwas, und eines Tages wird gewiss ein Riesentrumm auf uns herunterballern und uns ein Ende bereiten, wie ein anderer Brocken einst die Dinosaurier auslöschte. Immer wieder heißt es, man solle solche Dinger brachial mit Atombomben aus der Bahn werfen (die Finanzierung wäre durch die Fernsehrechte gesichert), von Satelliten wegschubsen oder von Astronauten klein meißeln lassen. Auch gab es schon die Idee, der bayerische Innenminister könnte den einen oder anderen provozierenden Kleinplaneten mit gezielten Faustschlägen von seinem Weg abbringen.
Aber jetzt erfuhr ich von einem interessanten Vorschlag.
Es ist nämlich so: Tag für Tag wärmt die Sonne eine Seite eines Asteroiden auf, die andere kühlt ab. Da der Körper aber rotiert, dreht sich die warme Seite wieder von der Sonne weg, wird ihrerseits kühler und gibt Wärmestrahlung ab – das erzeugt eine Art winzigen Raketeneffekt. Man nennt das nach dessen Entdecker Iwan Ossipowitsch Jarkowski den Jarkowski-Effekt.
Könnte man den Asteroiden auf einer Seite weiß, auf der anderen schwarz anstreichen, würde die Intensität der Sonne verändert und damit der genannte Raketenschub. Das ganze Ding änderte die Richtung, nur ein wenig, gewiss. Doch genug, um an der Erde vorbeizufliegen.
Sung Wook Paek vom Massachusetts Institute of Technology in Boston hat bereits vorgeschlagen, gefährliche Asteroiden mit entsprechenden Farbbehältern, Paintballs, zu beschießen. David Hyland von der Texas A&M University schlug mit Farbpulver geladene, auf Satelliten geschraubte Kanonen vor. Auch die Münchner Malerinnung arbeitet bereits an konstruktiven Vorschlägen, einige ihrer besten Kräfte stehen Pinsel bei Fuß.
Großartiger Gedanke: die Schöpfung dort, wo sie bedrohlich wird, einfach anmalen. Sanft umgestalten. Dem ganzen Geknalle auf ganz neue Art begegnen, sooo kreatiiiv. Näheres im neuen Kursprogramm der Volkshochschule Bad Schwürbelbach. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Illustration: Dirk Schmidt