Wenn es darum geht, was Frauen wirklich erregt, steht seit Jahren vor allem ein Thema im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit: BDSM, salopp gesagt Sado-Maso, ausgelöst durch den Fantastillionen-Erfolg von E.L. James' Roman-Trilogie »Fifty Shades of Grey«, am Leben erhalten durch den gleichnamigen Film. Über die überfällige Beschäftigung mit Dominanz- und Unterwerfungs-Sex ist jedoch ein Erregungs-Thema aus dem Fokus geraten, über das viel zu wenig gesprochen wird: Frauen finden nichts geiler als warme Socken.
Niederländische Forscher haben dieses Faktum dingfest gemacht, als sie durch warme Socken die Orgasmusrate ihre weiblichen Testpersonen um mehr als die Hälfte steigerten. Nach allem, was über die Versuchsreihe bekannt ist, regten sie die Versuchspersonen dazu an, die warmen Socken beim Sex eher konventionell, um nicht zu sagen konservativ einzusetzen: zum über die Füße Ziehen.
Das wirtschaftliche und glückssucherische Potenzial dieser Entdeckung ist immens. Mit welchem anderen Mittel oder Gegenstand könnte man eine Orgasmusrate um mehr als die Hälfte steigern? Mit Benedict-Cumberbatch-Kissen? Nein, die Fantasie versagt. Womöglich steht uns eine ähnliche Revolution bevor wie 2011, als der erste Band von »Fifty Shades of Grey« weltweit die Bereitschaft fürs Ausprobieren von SM-Praktiken beträchtlich steigerte. Die ersten sich selbst verlegenden Autorinnen und Autoren sind bereits dabei, Romantrilogien über Jungfrauen anzufertigen, die in die geheimen Gemächer verständnisvoller Strumpffabrikanten geführt werden: es gibt Fußbodenheizung, der Thermostat steht immer auf 22 Grad, und die Strümpfe sind aus Merinowolle mit Kaschmir-Beimischung und gehen, lechz, weit über die Wade. Im Merchandising liegt hier der entscheidende Vorteil gegenüber der SM-Welle im Mainstream. Teil zwei: Trouble in paradise, weil die Sex-Socken aus Teil 1 zwar nach einer alten Familienanleitung gestrickt waren, aber für eine andere, oder die Ferse scheuert.
Ja, es ist wohl so. Frauen denken immer nur an das eine. An warme Füße. Oder denken sie auch an warme Hände? Die Wissenschaft ist den Weg nicht zu Ende gegangen. Niemand weiß, was passiert wäre, wenn die Forscher ihren Versuchskandidatinnen im zweiten Durchgang auch noch Handschuhe gegeben hätten. Oder zumindest Oberteile mit so langen Ärmeln, dass man sie über die Hände ziehen kann. Beim Sex. In warmen Socken. Vielleicht wäre es das Ende der Welt gewesen. So ist es nur ein Paradigmenwechsel. An die Stelle von Blumengeschäften werden Strumpfläden treten. Die Heizdecke wird weltweit aus der Versenkung wieder auftauchen. Und Männer werden sich hin und wieder treffen, um nichts anderes zu tun, als sich in wasserhahnkalten Bottichen die Füße zu kühlen.
Illustration: Sammy Slabbnick