Seit es Smartphones gibt, werden sie für allerhand Probleme der Menschheit verantwortlich gemacht, von überlastetem WLAN im ICE bis zu Donald Trump (Twitter-App). Ein Dauerbrenner ist dabei auch, dass Smartphones eine Belastung für zwischenmenschliche Beziehungen sind: weniger Sex, weniger Austausch von Angesicht zu Angesicht, und natürlich: Zankapfel Ladegeräte.
Hierzu gibt es neue Zahlen. Die Firma ElitePartner (spezialisiert auf die Vermittlung von gut situierten Staatssekretären des Heimatministeriums) hat bevölkerungsrepräsentativ erfragt, wie weit das Zerstörungswerk des Smartphones fortgeschritten ist. 27 Prozent aller Paare geben an, dass ihre Beziehung leidet, weil beide zuviel aufs Gerät schauen. 12 Prozent tun dies sogar beim Essen. 10 Prozent streiten sich wegen einem Übermaß an Smartphone. Und 8 Prozent sind überzeugt, wegen der beliebten Endgeräte weniger Sex zu haben. (Wenn beide Partner beim Apple-Zulieferer Foxconn in Taiwan in der Fabrik arbeiten, sind die Zahlen noch höher.)
Tatsächlich gibt es zum Thema Beziehungskiller Smartphone interessante psychologische Forschung. Eine in der Zeitschrift »Psychology Of Popular Media« veröffentlichte Studie unter 170 US-Studierenden hat ergeben, dass es weniger die Dauer des Smartphone-Konsums ist, die eifersüchtig macht und die Beziehung belastet, sondern die gefühlte Intensität: belastend ist, wie sehr jemand sein Smartphone zu brauchen glaubt. Offenbar empfindet der leidende Teil es so, als würde der oder die andere eine Art emotionale Affäre mit dem Telefon haben: größere Intimität, mehr Abhängigkeit. Geschädigte beklagen zum Beispiel, der Partner würde zwar durchaus eine Verabredung oder den liebevoll angelegten Einkaufszettel vergessen, aber niemals das Smartphone.
Die Lösungsvorschläge, die in der digitalisierungskritischen Paarberatungsindustrie vom Band laufen, sind erwartbar gleichförmig: Smartphones raus aus dem Schlafzimmer, digital detox, gemeinsam gerätefreie Zeit vereinbaren und sich einfach mal wieder in die Augen schauen bzw. reden. Es ist der Wahnsinn, wozu man sich in der modernen Partnerschaft alles verabreden muss: zum Sex, zur quality time, zum Telefon-Weglegen. Um das zu organisieren, braucht man schon ein Smartphone, am besten, man setzt einen Alarm.
Dass all dies parallel zu einem Anstieg mobil konsumierter Pornographie stattfindet, mag man alarmierend finden. Oder als logische nächste Stufe der Evolution akzeptieren. Experten spekulieren, dass sich durch die Zunahme von Smartphone-Porno-Konsum die Beidhändigkeit verstärken wird: Dadurch, dass die stärkere Hand (meist die rechte) zum Masturbieren gebraucht wird, die schwächere aber zur gleichzeitigen Bedienung des Smartphones, erwirbt die schwächere Hand immer mehr Fähigkeiten der stärkeren. Was sehr praktisch sein wird, wenn unsere auf diese Weise beidhändig evolvierten Nachfahren Richtung Mars aufbrechen und unterwegs doppelt so viele komplexe Aufgaben übernehmen können.
Foto: Sammy Slabbinck