Wie der Abwasch die Partnerschaft belastet

Frauen, deren Männer nicht beim Spülen helfen, haben schlechteren Sex – und überhaupt verursacht der Abwasch mehr Krisen in der Partnerschaft als jede andere Hausarbeit. Was kann man da tun?

Illustration: Eugenia Loli

Wenn es um den Haushalt geht, ist für Frauen in heterosexuellen Beziehungen das Schlimmste, wenn der Partner sich nicht gleichberechtigt am Abwasch beteiligt. Dies hat eine Studie ergeben, die Anfang dieses Monats in der Zeitschrift des US-Soziologenverbandes veröffentlicht wurde. Die Studie untersuchte den Einfluss von Hausarbeiten wie Einkaufen, Wäsche, Putzen und eben Abwasch auf die Beziehungszufriedenheit. Die Zeitschrift The Atlantic schreibt auf ihrer Webseite: »Frauen, die einen größeren Teil des Abwaschs machen, berichten von mehr Beziehungsstreit, weniger Beziehungszufriedenheit, und schlechterem Sex als Frauen mit Partnern, die helfen. Frauen möchten lieber den Abwasch teilen als irgendeine andere häusliche Pflicht.«

Der Hauptautor der Studie, Dan Carlson von der University of Utah, hat ein paar Vermutungen, warum gerade der Abwasch so unbeliebt ist und so belastend für die Beziehung: Erstens, schmutziges Geschirr ist besonders abstoßend. Zweitens, man kriegt keine Komplimente dafür: »Was soll man denn sagen? ›Oh, das Besteck funkelt so schön?‹«, fragt sich Assistenzprofessor Carlson, der, wenn er Abwasch besonders abstoßend findet, offenbar noch nie in der Waschküche war. Außerdem, so Carlson, gebe es klare Anzeichen, dass bestimmte Tätigkeiten im Haushalt eher männlich oder eher weiblich konnotiert seien: Rasenmähen männlich, Abwaschen weiblich, etwa. Und Frauen würden sich besonders darüber ärgern, auf Tätigkeiten sitzen zu bleiben, die zum traditionellen weiblichen Hausfrauenklischee passen.

Wie also lässt sich das Problem lösen? Wir haben einige Ansätze dem Praxistest unterzogen.

Meistgelesen diese Woche:

1. Geschirrspüler anschaffen
Wie alle auf Anhieb scheinbar guten und naheliegenden Ideen in Wahrheit: keine gute Idee. Zumindest keine, die wahnsinnig weiter führt. Denn genauso gut kann man in oben zitierter Studie das Wort »Abwasch» durch »Geschirrspüler ein- und ausräumen« ersetzen – eins ist so nervig und unbeliebt wie das andere, nur dass bei der Geschirrspüler-Variante mehr Strom verbraucht wird und häufiger ein fremder Mann mit einem Klemmbrett ins Haus kommt, der etwas von »Fett in den Schläuchen« und »Anfahrtspauschale« murmelt. Sofern die Frau in der heterosexuellen Partnerschaft nicht mit diesem Mann eine neue Beziehung anfängt, wird das Thema bleiben.
Problemlösungsfaktor: 1 von 5 Spülbürsten

2. Männer fürs Abspülen begeistern
Heterosexuelle Männer sind eine schwierige Zielgruppe, die sich für Produkte wie Kosmetika, Arztbesuche, Teilzeitarbeit, Putzmittel, Elternzeit und Feminismus nur schwer begeistern lässt, nicht einmal durch Zeit-Debatten. Einen sehr konsequenten Versuch Richtung Männerabwasch unternimmt hier die Modefirma Lodenfrey, die in ihrem Webshop das »Vakinme Dagmossa Geschirrspülmittel Farblos« gezielt als »Herren-Lifestyle-Pflegemittel« anbietet: schwarze, schmucklose Plastikflasche, auf dem Etikett nur männlichste Helvetica-mager-Schrift, 500 ml für virile 24,90 Euro. Normale Bio-Geschirrspülmittel in dieser Menge kosten unter fünf Euro, der hohe Preis erklärt sich hier also nicht durch die natürlichen Zusatzstoffe, sondern allein durch die kostspielige Vermännlichung. Es ist ein teures Hobby, eine zerbrechliche Maskulinität zu haben.
Problemlösungsfaktor: 0 von 5 Spülbürsten

3. Einweggeschirr, Einwegbesteck
Das ganze Leben wie eine Studentenparty in den Neunzigern feiern: klingt verlockend, macht wenig Arbeit, keinen Abwasch, und sobald die ersten bezahlbaren schnellkompostierbaren Einwegservice auf dem Markt sind, braucht man auch kein ganz so großes schlechtes Gewissen mehr zu haben. Allerdings wird das Problem Abwasch hier nur verlagert in Richtung »Wer bringt fünfmal am Tag den prallvollen blauen Müllsack raus und wirft ihn unauffällig bei den Nachbarn hinter den Carport?«
Problemlösungsfaktor: 2,5 von 5 Spülbürsten.

4. Einfach mal akzeptieren, dass der Abwasch wie alles Nervige im Haushalt zum Leben dazu gehört und daher gerecht geteilt wird, und wie lange wollen wir eigentlich noch weltweit Soziologinnen und Soziologen mit solchen Themen von ihrer eigentlichen Arbeit abhalten, nämlich, auch außerhalb des zwischenmenschlichen Nahbereichs Möglichkeiten einer gerechteren Welt zu finden?
Viel Glück.
Problemlösungsfaktor: 5 von 5 Spülbürsten

5. Partner mit Gummihandschuhfetisch finden
Also: mit dem Fetisch, selbst welche zu tragen. Und dabei Anweisungen erteilt zu bekommen.
Problemlösungsfaktor: 4 von 5 Spülbürsten