Das Beste aus meinem Leben

Ich weiß nicht, warum, immer landen bei uns alle Gespräche im Grundsätzlichen.Wir spazieren durch die Stadt, Paola und ich, es ist früher Abend, die Oma passt auf die Kinder auf, und wir bummeln herum, wollen was essen und später ins Kino, kostbar sind solche Abende mit dem geliebten Menschen.»Kino?«, sagte neulich Freund D., der eine berufstätige Frau, mit ihr zusammen einen zweijährigen Sohn und, ganz allein, noch einen anstrengenden Job hat, »Kino? Sind das die Häuser, bei denen am Eingang ein Mensch in einem Glashäuschen sitzt und Karten verkauft und wo man drinnen Filme sieht? Ja, ich erinnere mich…«Wir wollen also essen in einem Restaurant.»Restaurant?«, sagte Freund D. »Ist es das, wo man sich zu zweit an einen Tisch setzt und das Essen wird vor einen hingestellt, Kerzen brennen, und niemand haut mit einem Löffel in den Brei? Ja, ich erinnere mich…«»Gehen wir in dieses schöne Fischlokal, da waren wir schon mal«, sagt Paola.»Ich erinnere mich«, sage ich. »Okay.«Wir studieren die Speisekarte.»Gott, ist das teuer!«, sagt Paola.»Macht nichts«, sage ich. »Heute leisten wir uns was.«»Ich esse nur eine Vorspeise.«»Ich nicht«, sage ich.Nach der Vorspeise ist sie immer noch hungrig. Sie redet mit dem Kellner und fragt, ob sie ein kleines Risotto mit etwas Fisch haben könne. Der Kellner sagt, er werde sich kümmern, und bringt ein Risotto mit Fisch. Aber es schmeckt nicht. Es ist miserabel. Paola lässt es stehen.»Welchen Film werden wir sehen?«, frage ich.»Keine Ahnung.«Ich gehe zum Zeitungsständer draußen und hole eine Zeitung mit Kinoprogramm. Paola ist für Shoppen, ich für Ocean’s 13.»Das überlegen wir auf dem Weg«, sage ich.Paola geht zur Toilette, ich zahle. Als sie wiederkommt, sagt sie: »Hast du das etwa bezahlt?«»Natürlich. Soll ich die Zeche prellen?«»Ich meine das Risotto… Das hätte ich nicht bezahlt.«»Ich hatte keine Lust auf Debatten mit dem Kellner.«»Du hast nie Lust auf Debatten mit dem Kellner.«»So ist es. Ich zahle lieber und komme nie wieder, als an einem der seltenen Abende, die wir beide zusammen verbringen können, mit dem Typen da rumzudiskutieren.«»Manchmal hätte ich einfach gern, dass du zum Ober sagst: ›Was Sie da meiner Frau serviert haben, schmeckt nicht, und deshalb bezahle ich es nicht.‹«»Dafür bin ich nicht der Typ. Bin ich der falsche Mann für dich? Hättest du lieber einen Mackertypen?«Sie seufzt. »Außerdem wollte ich nicht in dieses Lokal. Es ist zu teuer.«»Ich wollte auch nicht«, sage ich. »Aber du hast gesagt: ›Lass uns da hingehen.‹«»Und warum sagst du nicht, dass du nicht hinwillst?«»Weil ich dir eine Freude machen wollte. Mit einem Lokal, in das du gerne gehen wolltest.«»Du würdest mir manchmal die größere Freude machen, wenn du einfach bestimmen würdest, in welches Lokal wir gehen.«»Meine Erfahrung mit uns beiden ist: Damit setze ich mich nie durch.«Voller Selbstzweifel wanke ich Richtung Kino. Soll ich ein anderer Mensch werden, um meine Frau glücklicher zu machen? Muss ich mich grundsätzlich verändern? Bin ich nicht männlich genug? »Wir gucken Ocean’s 13 an«, sage ich.»Nein, Shoppen ist besser, lass uns Shoppen sehen!«Wir sehen Shoppen. Einen Film über die Beziehungen zwischen Männern und Frauen in München. Ein sehr guter Film, den Paola sehr mag.Gott sei Dank.

Illustration: Dirk Schmidt