Mal so, mal so

Erstaunlich oft ist Opportunismus sinnvoll und nachvollziehbar. Manchmal ist er aber auch scharf zu verurteilen – zum Beispiel dieser Tage in der bayerischen Politik.

Illustration: Dirk Schmidt

Was wäre, dachte ich kürzlich aus gegebenem Anlass, wenn es den Opportunismus nicht gäbe, also das den Gelegenheiten angepasste und im Grunde prinzipienlose Verhalten des Menschen? Wir alle wären immer ganz geradeaus, es gäbe kein Sichverbiegen um des persönlichen Vorteils willen, kein Suchen nach der Lücke, durch die schlüpfend man die Chance für sich selbst und niemanden sonst sähe.

Ja, schön, aber lebensfremd wäre es auch, nicht wahr?

Wäre zum Beispiel die Bundesrepublik ohne Opportunismus der Staat, der sie heute ist? Scharenweise liefen ehemalige Nazis zum neuen Gemeinwesen über, schamlos vertuschten sie ihre Vergangenheit. Nicht wenige von ihnen wurden aber im Laufe der Zeit gute Demokraten, ein »Einstellungswandel«, den der Historiker Ulrich Herbert in seinem Buch Wer waren die Nationalsozialisten? diagnostizierte, moralisch gesehen ekelhaft, aber doch einem guten Zweck dienend.