Er hüllte sich in einen seidenen Sarong, kippte fünf Gramm reines Kokain in sein Champagnerglas. »Man muss gehen, bevor der Traum aufhört«, sagte der schwule Stahlbaron Jacques d’Adelswärd Fersen, damals, 1923, bevor er die tödliche Dosis trank. Wir bleiben. Wir leben. Ein paar Tage Capri – und zur Einstimmung wandern wir zu Fersens exzentrischer (1) Villa Lysis, dramatisch hoch im Fels unterhalb des Monte Tiberio gelegen, einsam, wunderschön. »Liebe und Schmerz sind heilig«, steht an der Fassade. Und die Liebe zu der zerklüfteten Insel, hat man den schubsenden Massentourismus rund um die Piazzetta erst einmal hinter sich, geht tief – genauso wie der Schmerz über die hohen Preise. Darf man nicht trotzdem in einem auf einer Felsnase sitzenden Luxushotel wie dem »Caesar Augustus« nächtigen? Im Swimmingpool mit Wasserfall planschen und auf der schönsten Hotelterrasse Capris bei einem Martini warten, bis am Horizont die Sonne so was von rot untergeht, dass die Augen feucht werden, besoffen vom kitschigen Moment. Man darf: weil Flüge nach Neapel – das beruhigt zumindest das Gewissen – sehr, sehr günstig geworden sind. Das am Flug gesparte Geld investiert man gut in das (2) Hotel Caesar Augustus, Via G. Orlandi, 4, 80071 Anacapri, Tel. 0039/081 / 837 33 95, www.caesar-augustus.com, DZ ab 400 €. Ein Spaziergang an der Steilküste ist an sich schon spektakulär, eine Badeanstalt mit perfektem Service am Wegende aber macht die Wanderung legendär. Für die Fischsuppe (25 €) im dazugehörigen (3) Restaurant Fontelina gibt’s keine Steigerung. Fontelina, Via Faraglioni, am Meer. Wanderung: Pizzolungo-Felsweg zum Arco Naturale über die Grotta Matromania zu den Faraglioni. (4) Antonio Viva ist einer der letzten Sandalenmacher der Insel und der günstigste. Seine Werkstatt ist der Gehsteig, die Auswahl enorm. A. Viva, Via G. Orlandi 75, Sandalen ab 50 €. In der (5) Taverna Anema e Core, Via Sella Orta (am Hotel Palma), schmettern die Gäste Schnulzen zu Livemusik. Nichtitaliener kennen kein einziges Lied, aber schnell ihre Nachbarn: Man sitzt nebeneinander auf Holzbänken.