Rügen

Nehrung und Nahrung: An den Küsten dieser Insel gibt es das herrlichste Essen. Und dann sind auch noch die Verdauungsspaziergänge lehrreich - was will man mehr?

Für Berliner ist Rügen so etwas wie für Münchner das Allgäu: ein Ort, an dem die guten Lebensmittel wachsen. Wer schon einmal in der Feinkostabteilung des KaDeWe stand, weiß, was Rügener oder Rüganer, wie sich gebürtige Einheimische der Insel nennen, alles können: Rügener Kreidespitzen etwa, luftgetrocknetes Filet mit einem Hauch Edelschimmel drum herum, oder zitroni-ges Sanddorn-Rosen-Gelee. Auf Rügen kann man sich also einmal quer über die Insel essen: Biohof-Läden und Fischräuchereien wechseln sich mit weißen Strandorten ab, und beim Essen verzeiht man der Insel sogleich die ganzen beigefarbenen Rentner-Armeen, die hier mit Ferngläsern und Gesundheitsschuhen durch die Orte marschieren.

Rügen-Besucher bekommen aber nicht nur gut zu essen, sondern stolpern auch von einem Stück Geschichte ins nächste. Viele Epochen haben auf Rügen bis heute ihre Spuren hinterlassen: die Jungsteinzeitler ihre Hünengräber, die Slawen ihre Ringwälle, der Königsstuhl heißt so, weil der schwedische König Karl XII. hier ein so langweiliges Seegefecht gegen die Dänen geleitet haben soll, dass er sich einen Stuhl bringen ließ. Und was mit dem überdimensionierten Erholungs-bad der Nazis passieren soll, dem »Koloss von Prora«, weiß heute auch kein Mensch. Sind alle Zeitalter auf Rügen besichtigt, kann man sich an den weißen Stränden erfreuen oder an den vielen Alleen aus dem 19. Jahrhundert: Über 300 Kilometer lang ziehen sie sich auf Rügen hin wie grüne Tunnel.
(1) Das Tor Rügens, das Städtchen Stralsund, zur Besichtung einplanen. An der Fährbrücke liegt außerdem die ›Gorch Fock‹. www.gorchfock1.de.
(2) Schwarzes Design-Hotel: Hotel Cerês, Strandpromenade 24, 18609 Binz, Tel. 038393/666 70, DZ ab 240 Euro, www.ceres-hotel.de.
(3) Kaffee/Kuchen: Lindenhof/Pokenstuw, Alt Reddevitz 19a, Middelhagen, Tel. 038308/66 80.
(4) Apfelpunsch und Schmalzbrot: Schnapsbrennerei »Zur Strandburg«, Alt Reddevitz 36, 18586 Middelhagen, Tel. 341 05.
(5) Architekturdenkmal Ufo (1968) von Ulrich Müther: früher Rettungsschwimmer-Turm, heute Ausstellungsraum. Strand von Binz. Ein paar Meter daneben: Heilbutt-Brötchen bei Fischräucherei Kruse.
(6) Netter kleiner Italiener am Strand: Haus Lindequist, Von-Lindequist-Weg 1, 18586 Sellin, Tel. 038303/95 00, www.haus-lindequist.de.
(7) Vitt: Fischerdorf mit 25 Einwohnern, wie aus »Asterix«. Von Putgarten zu Fuß zu erreichen.

Zsuzsanna Illijin (Illustration)