Wok in progress

Auf Reisen lässt der Künstler Ai Weiwei nichts anbrennen - er bringt seine eigenen Köche mit. Ein Arbeitsbericht aus dem Münchner Haus der Kunst.

Kochen ist wie Kalligrafie. In der Schrift wie im Essen spiegeln sich der Gemütszustand und die körperliche Verfassung eines Menschen.

Ich habe gleich drei Köche nach Deutschland mitgebracht: Pang, Rang, zwei Männer, und auch eine Frau, Zhachui, obwohl Männer generell die besseren Köche sind in China. Je nach Tagesform wechseln sich alle drei auch zu Hause ab, in meinem Atelier in Peking. Sie kochen gut. So gut, dass ich mir ihr Essen nach meiner Gehirnoperation im September ins Münchner Krankenhaus bringen ließ. Für den Aufbau meiner Installationen im Münchner Haus der Kunst brauchte ich an die dreißig Mitarbeiter und einen Monat Zeit. Die Arbeit ist schwer, meine Leute sollen sich wohlfühlen. Ich wusste schon, wie unbefriedigend der Besuch eines Chinalokals in Deutschland in der Regel ist. Deswegen reise ich mit Köchen. Das habe ich schon bei der Documenta 2007 so gehalten, als wir für mehr als 200 Menschen kochen mussten, die ich für mein Projekt aus China nach Kassel einfliegen ließ.

Wir haben einen großen Campingkocher mit Gasflaschen für unseren Wok gekauft und im Keller des Hauses der Kunst gekocht. Das Gemüse ist frisch auf deutschen Märkten, doch chinesischen Mangold und auch einige andere Zutaten fanden wir nicht. Szechuanpfeffer und die wichtigsten Gewürzmischungen haben wir mitgebracht. Wir kochen dreimal am Tag. Suppe gibt es am Morgen, Schweinefleisch und Huhn zu Mittag. Deutsche mögen Fleisch, Chinesen mögen Haut und Knorpel.

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Ich liebe einfache Hausmannskost, wie sie meine Großmutter machte, und mir ist es gleich, ob ein Rezept nun aus Szechuan oder Hunan stammt. Ich mag Rührei mit gedünsteten Tomaten sehr gern oder scharfes Schweinefleisch. Mein Lieblingsessen ist aber immer das, was vor mir steht, wenn ich hungrig bin. Und ich esse zu viel, sagt mein Arzt, vor allem zu viel Schweinefleisch.

Kochen habe ich nie gelernt. Ich koche oft selbst und ich bin ein guter Koch. Vor der Ausstellungseröffnung Anfang Oktober kamen Freunde und Förderer vom Haus der Kunst zum Abendessen, es waren mehr als hundert Leute, ich habe sie alle bekocht, und es hat ihnen offenbar gut geschmeckt.

Kochen ist wie schlafen. Man braucht es nicht erst zu lernen. Wer Essen mag, passt gut auf, wie es gemacht wird. So einfach ist das. Ai Weiwei