»Viele Menschen haben ein Riesenproblem, etwas auf dem Teller liegen zu lassen«

Schokolade, Eis oder Chips - und dann fühlt sich alles besser an? Der Ernährungswissenschaftler Frédéric Letzner erklärt, was Frustessen mit unserer Kindheit zu tun hat und wie wir dem Impuls zu widerstehen lernen.

Warum isst man oft mehr als man müsste? Und wie verhindert man Frustessen? 

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SZ-Magazin: Herr Letzner, da Sie bis eben einen Vortrag hatten, sprechen wir um 21 Uhr. Ich habe also bereits zu Abend gegessen – und obwohl der erste Teller mich schon satt gemacht hätte, habe ich noch zwei Mal nachgenommen. Warum isst man überhaupt mehr als man bräuchte?
Frédéric Letzner: Es gibt verschiedene Motive, warum wir essen, obwohl wir längst unser Energie-Bedürfnis gestillt haben. Da wird es dann spannend bei der Suche nach den Gründen. Vorneweg: Wenn Kinder gestillt werden, bekommen sie von der Mutter Nähe, Wärme und Liebe, darum ist Essen für jeden Menschen ab der Geburt bereits ein schöner, beruhigender Moment. Wenn Kinder später am Daumen lutschen oder in der Schule Fingernägel kauen, ist auch das eine Form der Stressregulierung, unbewusst. Selbst bei Erwachsenen gibt es das Rumbeißen auf der Lippe unter Stress.