Wenn Klaus Teuber, 65, aus dem Fenster seines Arbeitszimmers blickt, sieht er eine Wiese, die in ein Feld übergeht, Obstbäume stehen darauf und ganz hinten fängt der Wald an. Ein schöner Blick nach draußen ist das, in eine friedliche Modelleisenbahn-Welt. Oder besser gesagt: in eine Catan-Landschaft.
Klaus Teuber ist der Erfinder von Die Siedler von Catan, das seit 2015 nur noch Catan heißt und als das erfolgreichste Spiel der vergangenen 20 Jahre gilt. 1995 mit einer Auflage von 3000 Exemplaren gestartet, hat es sich heute, zusammen mit diversen Erweiterungen, 25 Millionen Mal verkauft. Seitdem hat das bescheidene Reihenhaus im hessischen Roßdorf, in dem Klaus Teuber bis heute mit seiner Frau (und früher auch seinen drei Kindern) wohnt, einen zweiten Eingang zu einem Nebenhaus. Auf dem Klingelschild steht: Catan GmbH. Hier, im Arbeitszimmer, stehen Prototypen von Spielen in Vitrinen, und hier entwickelt Klaus Teuber heute zusammen mit seinem jüngsten Sohn Benjamin Spiele.
Im Interview mit dem SZ-Magazin erzählen die beiden von ihrer besonderen Beziehung, von zähen Testrunden und der anfänglich kritischen Zeit, in der Klaus Teuber noch nicht vom Spieleerfinden leben konnte: »Wir hatten schon den Gerichtsvollzieher bei uns.« Und: »Als die Erlöse von den ersten Spielen kamen, war das kurz vor knapp.«
Erst mit dem Erfolg von Catan setzte er alles auf eine Karte und wurde hauptberuflich Spiele-Autor, eine Tätigkeit, von der in Deutschland nur eine Handvoll Menschen leben können. »Er hat ja lange gezögert. Als Kind denkt man ja, warum macht er das nicht einfach, er hat doch so viel Spaß daran. Von finanziellen Bedenken weiß man nichts,« erzählt Sohn Benjamin, 33.
Heute profitieren die Teubers wie die gesamte deutsche Spielebranche von der weltweiten Renaissance von Gesellschaftsspielen. Bei Kickstarter wird mehr Geld für analoge Entwicklungen eingesammelt als für Videospiele, 600 bis 700 Spiele werden pro Jahr allein in Deutschland erfunden. Catan gibt es inzwischen in 39 Sprachen. »Ich nenne es die Konterrevolution. Als die Smartphones aufkamen, dachte ich, genau jetzt werden die Brettspiele an Beliebtheit zunehmen«, sagt Klaus Teuber.
Im Gespräch verraten beide außerdem, warum Familien, die viel spielen, glücklicher sind. Warum Benjamin Teuber seine Karriere als Unternehmensberater aufgab, um lieber mit dem Vater zusammenzuarbeiten. Warum beide den Einsatz digitaler Geräte in Brettspielen skeptisch sehen und welche amerikanische Models und Silicon-Valley-Größen regelmäßig ihr Catan-Spielfeld bei Instagram posten.
Foto: Ramon Haindl