»Rivalität und Streits sind intensiver, je näher Geschwister beieinander sind«

Die verantwortungsvolle große Schwester, das übersehene Sandwichkind, das ewige Nesthäkchen: Wie viel ist an solchen Geschwisterrollen wirklich dran? Und was können Eltern tun, damit sich alle Kinder in ihren Eigenheiten und Talenten entfalten?

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Herr Frick, Ihr Forschungsthema sind Geschwisterbeziehungen. Derzeit ist viel vom »Eldest Daughter Syndrome« die Rede – gemeint ist der ewige Verantwortungsdruck, der auf erstgeborenen Töchtern lastet. Videos darüber werden in den Sozialen Medien millionenfach angesehen. Kennen Sie das Phänomen?
Jürg Frick: Ja. Es gibt dazu keine Diagnose, es ist also kein Syndrom im engeren Sinn. Aber die Beobachtung ist nicht ganz falsch. Älteste sind aufgrund ihres Vorsprungs prädestiniert, in eine verantwortungsvolle Rolle zu schlüpfen – oder gedrängt zu werden. Wenn die Eltern schnell zum Nachbarn müssen, fragen sie nicht den Dreijährigen, ob er auf seine neunjährige Schwester aufpassen könnte. Solche Erwartungen sind logischerweise häufiger an die ältesten Geschwister gerichtet.