Ganze Arbeit

Großfamilien sind anstrengend? Der Inder Ziona Chana hat 39 Ehefrauen und 94 Kinder. Eigentlich ist in Indien die Polygamie verboten, doch Chanas Vater hat eine Sekte gegründet, die mehrere Ehefrauen toleriert.

Mit den Namen kommt Ziona Chana manchmal durcheinander. Dass seine jüngste Tochter Hnamhlunengi heißt, weiß er. Nur – wo auf dem Bild ist sie?

SZ-Magazin: Herr Chana, Sie haben 39 Ehefrauen. Wie kam es dazu?
Ziona Chana: Zathiangi, meine erste Frau, habe ich getroffen, da war ich 17 Jahre alt. Ich habe damals als Schreiner gearbeitet und hatte einen Auftrag bei ihrem Vater. Ich sah sie und verliebte mich sofort. Ich habe ihr in einem Brief meine Liebe gestanden, sie hat ihn gelesen und gelächelt – wenige Tage später haben wir unsere Hochzeit gefeiert.

Sie haben danach aber noch 38 Mal geheiratet.
Ja, ich habe mich noch mal verliebt. Zu meinen besten Zeiten habe ich fünf Frauen an einem Tag geheiratet. Das waren Feste, das sage ich Ihnen! Es gab gekochtes Hühnchen, Schwein und leckere Bambussprossen. Aus Liebe habe ich, ehrlich gesagt, aber nicht immer geheiratet, manchmal war es schlicht Pflichtgefühl. Die Frauen kamen zu mir und hielten um meine Hand an.

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Ist das in Indien normalerweise nicht umgekehrt?
Die Frauen waren arm, und sie brauchten Essen und Unterkunft, durch eine Heirat mit mir bekommen sie beides. Ich bin zwar kein reicher Mann, aber ich habe genug Geld, um für sie zu sorgen.

Und deshalb haben Sie so oft Ja gesagt?

Ich sehe es als meine Aufgabe, so vielen Frauen zu helfen wie nur möglich. Ich kümmere mich um sie und mache sie glücklich. Nicht mehr und nicht weniger.

Auch in Indien nennt man das Polygamie. Und die ist verboten.
Aber nur für Hindus. Muslime dürfen mehrfach heiraten. Und die Mitglieder unserer christlichen Glaubensgemeinschaft Ziona Ka Pa auch. Mein Vater hat die Kirche mitgegründet und selbst siebenmal geheiratet. Ich mache also nichts Illegales. Ich kümmere mich nur um die, die sonst niemanden haben.

Mit dem Staat gibt es deswegen keine Probleme?
Die Behörden respektieren unsere Religion und mischen sich nicht ein. Sie schicken lediglich manchmal Sozialarbeiter, die uns über Safer Sex informieren sollen.

Genau darüber wollten wir mit Ihnen auch noch sprechen.
Über Sex?

Ja.
Eines muss ich hier klarstellen: Ich heirate nicht allein, um Sex zu haben. Meine Frauen schlafen in großen Sälen, die jüngste am nähesten bei mir, die älteste am weitesten weg. Wenn ich mit einer Frau intim werden will, frage ich tagsüber meine älteste Frau, und die wiederum fragt dann die jüngeren. Sie sagt ihnen, dass ich die Nacht mit ihnen verbringen will – und im Normalfall sagen sie Ja. Wenn nicht, respektiere ich das. Ganz allein schlafe ich aber fast nie.

Das Resultat rennt jeden Tag lärmend durchs Haus: 94 Kinder. Können Sie die überhaupt noch auseinanderhalten?
Selbstverständlich. Schließlich habe ich ihnen die Namen ja selbst gegeben.

Wirklich? Wie heißt denn zum Beispiel Ihr 47. Kind?
Auf Anhieb weiß ich das nicht. Ich merke mir die Namen ja nicht in der Reihenfolge, in der meine Söhne und Töchter geboren worden sind. Wenn ich das Kind sehe, weiß ich aber sofort, wie es heißt. Meine jüngste Tochter zum Beispiel heißt Hnamhlunengi, sie ist ein Jahr alt.

Mit Liebe und etwas Disziplin geht alles

Typisches Einfamilienhaus: Chana lebt mit seinen 180 Familienmitgliedern in fast 100 Zimmern.

Zu den 94 Kindern und 39 Frauen kommen 14 Schwiegertöchter und 33 Enkel. Das ist ja eine ganze Horde, die Sie durchfüttern müssen.
Für ein Abendessen brauchen wir in der Regel 30 Hühner, 65 Kilo Kartoffeln und 110 Kilo Reis. Mit dem Kochen sind jeden Tag fünf andere Frauen dran, meine Töchter helfen ihnen. Gegessen wird dann in Etappen: Die Jüngsten essen zuerst, dann ihre älteren Geschwister, am Ende ich zusammen mit meinen Frauen.

Und den Abwasch machen dann Sie?
Nein. Jeden Morgen bestimmen meine älteren Ehefrauen, wer am Tag was machen muss, wer also kocht, wer putzt, wer abspült. Und so wirds dann gemacht.

Und was passiert, wenn alle gleichzeitig aufs Klo müssen?
Wir haben zehn Badezimmer, jeder muss sich an festgelegte Zeiten halten, sonst endet das im Chaos. Mit Liebe und etwas Disziplin geht alles.

Aber es gibt doch sicher kleine Streitigkeiten?
Nein, absolut nicht. Meine Frauen sind wie Schwestern zueinander, da gibt es nie Streit. Sie wissen, dass das meine Gefühle verletzen würde.

Ihre Familie braucht Berge von Essen und Berge von Kleidung. Wie können Sie sich das leisten?
Mir gehören ein paar Möbelgeschäfte und Bananenplantagen. Gemüse wächst massenhaft in den umliegenden Bergen. Ich bin außerdem der Bürgermeister des Dorfes und das Oberhaupt unserer Glaubensgemeinschaft, da bekomme ich oft Spenden. Und meine ältesten Söhne arbeiten, sie tragen auch ihren Teil zur Haushaltskasse bei.

Sie sind jetzt 67 Jahre alt. Haben Sie schon genug Frauen?
Es ist nicht die Frage, ob ich schon genug habe, sondern ob Gott schon genug hat. Ich beuge mich seinem Willen. Vor zwei Jahren habe ich zum letzten Mal geheiratet: Simthiangni – sie war damals 26 Jahre alt. Sollte morgen aber eine neue Frau anklopfen, werde ich sie sicher nicht abweisen.

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Im Namen des Herrn:

Ziona Chana ist das geistige Oberhauupt der christlichen Sekte Ziona Ka Pa, was »Vater« bedeutet. Gegründet wurde die Glaubensgemeinschaft 1942 von Chanas Vater und dessen Bruder. Die Mitglieder leben weitgehend isoliert von der Außenwelt in dem Dorf Baktawng im indischen Bundesstaat Mizoram. Sie glauben daran, dass die Rückkehr Christi kurz bevorsteht und dass das Sektenoberhaupt regelmäßig mit Gott spricht. Polygamie ist erlaubt – tatsächlich hat aber in Baktawng außer Ziona Chana nur ein anderer Mann ebenfalls mehrere Frauen: sein ältester Sohn.

Fotos: Bulls/ Barcroft Media