Oh, ihr Fröhlichen!

Vater-Mutter-Kind? Nein, das Glück kennt viel mehr Möglichkeiten: Zu Besuch bei fünf ungewöhnlichen Familien, die es ohne künstliche Befruchtung nie gegeben hätte.

Sylvia (Krankenschwester, 43, links) und Susanne (IT-Managerin, 42) sind ein Paar. Johannes (Psychologe, 41) und Markus (Flugbegleiter, 43) auch. Alle vier wollten schon immer Kinder. Beide Töchter wurden von Sylvia und Markus gezeugt: Mia, 15, auf natürliche Weise, und Nell, 11, mit künstlicher Befruchtung. Die zwei Mädchen leben bei den Müttern in Düsseldorf und verbringen die Wochenenden
mit den Vätern in Berlin. »Ich fände es toll, wenn es eine Doppelhochzeit gäbe!«, sagt Nell.

Die Idee war: Zwei homosexuelle Paare zeugen zwei Kinder, über Kreuz und ohne miteinander zu schlafen. Jeder der vier Erwachsenen sollte einmal sein Erbgut weitergeben – von links: Petra (Redaktionsassistentin, 43), Helmut (Hautarzt, 41), Katrin (Ärztin, 42). Nicht im Bild: Helmuts Exfreund Stephen (Event-Manager, 51). So kam Lea, 9, als Tochter von Petra und Stephen zur Welt – und Lukas, 6, als Sohn von Helmut und Katrin. Die Väter unternehmen viel mit den Kindern, doch herkömm-liche Elternpflichten, gesteht Helmut, bleiben meist doch an den Müttern hängen: »Die Lehrer waren ganz erstaunt, als einmal ich und nicht eine der beiden Mamas zum Elternsprechtag erschien.«

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Vor einem Jahr erfuhr Ina (Bürofachkraft, 34), dass ihr langjähriger Freund unfruchtbar ist. Nachdem sich zeigte, dass für ihn weder Adoption noch künstliche Befruchtung in Frage kam, beschloss Ina, ihn zu verlassen. Sie wollte auf jeden Fall ein Kind. »Einen Mann zu ‚lieben geht auch später noch. Kinder kriegen kann ich nur bis zu einem bestimmten Alter«, sagt sie. Ein homosexueller Bekannter spendete Ina den Samen, jetzt ist sie in der 25. Woche schwanger. »Und verrückt vor Vorfreude!«, sagt sie.

Udo (Organisationsentwickler, 49) war bereits dreifacher Vater, als er Cornelia (Lehrerin, 41) kennenlernte. Bald wussten die beiden, dass sie auch ein gemeinsames Kind wollten. Das Problem: Udo hatte sich bereits sterilisieren, also den Samenleiter durchtrennen lassen. Die Ärzte mussten ihm den Samen nun operativ entnehmen, und weil Spermien nach einer Sterilisierung träge werden, musste die Befruchtung außerhalb des Körpers künstlich durchgeführt werden. Nach fünf Jahren und einer Fehlgeburt hatte das Paar beim neunten Anlauf endlich Glück und zur Welt kam: Greta Marlen, mittlerweile 15 Monate alt. »Die Zeit war sehr belastend, aber unsere Tochter macht das wieder wett«, sagt Cornelia.

Jutta (Ingenieurin, 39, links) und Julia (Event-Managerin, 36) sind seit fünf Jahren zusammen, die kleine Jana wurde vor 14 Monaten von Jutta zur Welt gebracht. Beide wünschten sich Kinder, aber nur Jutta wollte schwanger werden. Den Vater suchten sie sich im Katalog einer amerikanischen Samenbank aus. Sie entschieden sich für einen Spender, der einverstanden war, dass sein Kind ihn später kennenlernen kann. Es dauerte, bis Jutta schwanger wurde: Beim 17. Versuch hatte die künstliche Befruchtung Erfolg. Dafür ist jetzt alles gut, so soll es bleiben: »Wir hoffen, dass wir Jana so viel Selbstbewusstsein mitgeben, dass sie sich gegen Intoleranz wehren kann. Dass sie merkt, dass Familie und Zuhause da sind, wo sie geliebt wird.«