Wer je die Lindenstraße gesehen hat, kennt das »Akropolis«. Im griechischen Lokal der Serien-Familie Sarikakis haben die Bewohnerinnen und Bewohner jener fiktiven Münchner Straße 34 Jahre lang getrunken, geraucht, getanzt und gestritten. Das »Akropolis« befindet sich auf dem Gelände des WDR in Köln-Bocklemünd, in einer großen Studiohalle, in der wie verlebte Ausstellungsräume eines Einrichtungshauses die Wohnzimmer der Beimers oder Zenkers und sogar das berühmte Treppenhaus der Lindenstraße 3 Wand an Wand mit der Küche des Restaurants liegen, das sich im Fernsehen auf der anderen Straßenseite befindet. Hier läuft man zum »Akropolis« an Büros vorbei und einen Flur entlang, in dem Hunderte Bilder hängen. Eine Ahnengalerie: alle, die je mitgemacht haben in dieser ersten deutschen Seifenoper, die ab dem 8. Dezember 1985 sonntags um 18.40 Uhr, später um 18.50 Uhr ausgestrahlt und so etwas wie das Tagebuch des Landes wurde. Im November 2019, an einem der letzten Drehtage vor dem Ende der Serie, hat das SZ-Magazin zum Abschieds-gespräch ins »Akropolis« eingeladen. Auf der Speisekarte steht neben Moussaka inzwischen auch Gyros Bowl, weil die Lindenstraße noch jeden Trend aufgenommen hat. An der Decke: Kabelsalat und Scheinwerfer. Draußen, in der Außenkulisse, werden heute Schlussszenen gefilmt. Genaueres erfahren Besucher nicht. Wie es endet mit der vermeintlich unendlichen Serie, wird man erst im März wissen. Nach und nach kommen und gehen in den nächsten Stunden einige der Menschen, ohne die die Lindenstraße undenkbar wäre. Zuerst Horst D. Scheel, der fast alle Schauspielerinnen und Schauspieler gecastet hat. Und Hermes Hodolides, der Vasily Sarikakis spielt, seit Folge 1. Eine Ära endet, aber zumindest Hermes Hodolides hat einen Plan: In Euskirchen hat er ein griechisches Lokal eröffnet. Es heißt »Syrtaki«.
»Wir hatten 34 Jahre Freiheit«
Am 29. März läuft im Ersten die 1758. und letzte Folge der Lindenstraße. Damit endet eine Ära, die 1985 begann. Kurz vor Schluss haben wir viele Bewohnerinnen und Bewohner an einem Tisch versammelt – natürlich dort, wo man sich in der Lindenstraße immer getroffen hat: im »Akropolis«.