»Ich möchte mein ADHS trotz allem um keinen Preis hergeben«

Die Journalistin Angelina Boerger hat ADHS. Wie aber meistert man das Leben, wenn das Gehirn immer neue Dopaminschübe einfordert? Ein Gespräch übers Zuspätsein, die erlösende Wirkung der Diagnose – und die gefährlichen Folgen, wenn man nichts unternimmt.

Erst mit 29 Jahren bekam Angelina Boerger die Diagnose ADHS – und fing an, auf Instagram über die Störung aufzuklären. Gerade erschien bei Kiepenheuer & Witsch ihr Buch »Kirmes im Kopf – wie ich als Erwachsene herausfand, dass ich AD(H)S habe«.

Foto: Annika Fußwinkel

SZ-Magazin: Frau Boerger, ADHS ist mit vielen Klischees behaftet. Kennen Sie eines, das zutrifft?
Angelina Boerger: Es gibt dieses Klischee, dass bei Menschen mit ADHS das Zeitmanagement nicht gut funktioniert. Und ich würde sagen, das ist bei mir stark ausgeprägt. So sehr, dass ich mich selbst nicht verstehe: Ich habe drei Stunden Zeit, kann meine Fahrt in Ruhe planen – und am Ende komme ich doch zu spät. Dabei will ich pünktlich sein, wirklich. Aber ich verpasse den Bus oder sitze im falschen oder habe mir den Wecker auf den falschen Tag gestellt.