»Es ist eine schlechte Idee, in den Schmerz hineinzuarbeiten«

Wie erholt man sich nach dem Training, damit die Muskeln wirklich wachsen? Und warum ist es so schädlich, wenn man es nicht tut? Die Sportmedizinerin Anne Hecksteden über den Effekt von Kälte, die richtige Ernährung – und den größten Fehler, den viele Hobbysportler begehen.

Der erste Schritt zu einer gelungenen Regeneration: ausreichend Wasser trinken.

Foto: Getty Images / Laurence Dutton

SZ-Magazin: Frau Hecksteden, das Jahr ist jung, die Fitnessstudios sind gut besucht. Ein Bekannter erzählte mir am Wochenende stolz, er habe es in der Woche zuvor an jedem Abend zum Krafttraining geschafft. Hilft viel wirklich viel?
Anne Hecksteden: Nur, wenn Ihr Bekannter sich zwischen seinen Trainingseinheiten auch genug erholt. Eine alte Sportweisheit lautet: Der Muskel wächst in der Pause. Das ist nicht nur irgendein Spruch.

Was passiert in dieser Pause?
Dafür müssen wir erst klären, was vorher passiert. Mit Training fordern wir unseren Körper heraus, wir reizen ihn, locken ihn im wahrsten Sinne aus der Reserve. Dadurch verändern wir seinen normalen Gleichgewichtszustand, die sogenannte Homöostase: die Muskeln ermüden, der ph-Wert verändert sich, Energievorräte werden angegriffen. Wir fühlen uns erschöpft und können nicht mehr die gleiche Leistung abrufen wie zuvor. Das ist der Moment, an dem wir nicht weitermachen dürfen, sondern unserem Körper Zeit geben müssen, um zu regenerieren. In dieser Pause füllt der Körper alle Reserven auf, repariert Mikroverletzungen der Muskeln und stellt die Homöostase wieder her. Wenn alles gut gelaufen ist, erholt sich der Körper über das Anfangsniveau hinaus.