Der Vater war gut 14 Jahre Ministerpräsident in Bayern, jetzt schickt sich der Sohn an, politisch aktiver zu werden: Dominic Stoiber, 28, ist Vorsitzender der Jungen Union (JU) Wolfratshausen. Er studierte Politik in München und kandidiert nun für den Bezirkstag, der zeitgleich mit dem bayerischen Landtag am 28. September 2008 gewählt wird. jetzt.de: Dominic, in welchen Situationen bist du stolz auf deinen Vater?
Dominic Stoiber: Wenn er redet, bei großen Bierzeltveranstaltungen. Viele sitzen da und denken: Könnt’ ich auch. Aber nein! Es ist Knochenarbeit, unglaublich schwer. So eine Bierzelttauglichkeit, die muss man sich, glaube ich, hart erarbeiten. Ich habe noch keine Bierzeltveranstaltung gemacht – aber so was würde ich auch gern können.
jetzt.de: Ist es im Leben von Vorteil oder Nachteil, der Sohn von Edmund Stoiber zu sein?
Dominic: Privat ist es natürlich toll, weil er für mich ein super Vater ist. Öffentlich würde ich sagen, hält es sich die Waage: Einerseits werde ich oft auf ihn angesprochen, andererseits bin ich auch ein eigenständiger Kopf.
jetzt.de: Ist deine Freundin erschrocken, als sie erfuhr, wer du bist?
Dominic: Ich habe sie auf der Party eines Freundes kennen gelernt und ihr nicht gesagt, wer ich bin. Sie hat es selbst rausgefunden und es hat sie scheinbar nicht abgeschreckt. Wir sind jetzt doch knapp sieben Jahre zusammen.
jetzt.de: Wie bringst du eigentlich die beiden Figuren zusammen: den Vater und den öffentlichen Edmund Stoiber, der gelobt und kritisiert und im Kabarett immer noch nachgeäfft wird?
Dominic: Man kriegt ein dickeres Fell. Man nimmt es wahr – aber man hat sich dran gewöhnt. Außerdem ist er ja schon fast eine Art Kultfigur. Der Papa ist ein witziger Kerl, mit dem kannst du Spaß haben, der ist immer da und hilft. Man muss aber auch verstehen: Wenn du eine Präsentation hältst, in einer Podiumsdiskussion sitzt und schwierige Themen wälzt: natürlich bist du da konzentriert und nicht immer nur locker. Da muss man schon Verständnis zeigen.
jetzt.de: Verständnis für was?
Dominic: Dass er sehr konzentriert rüber kommt.
jetzt.de: Was hast du von ihm gelernt?
Dominic: Sachen nicht aufzuschieben.
jetzt.de: Bist du so detailversessen wie dein Vater?
Dominic: Was heißt detailversessen?
jetzt.de: Dein Vater war bekannt dafür, auch die Details der Dinge sehr gut zu kennen, über die er verhandelt hat. Von „Aktenfressen“ war die Rede.
Dominic: Ich finde, wenn es um wichtige Zahlen und Fakten geht, ist es gut, wenn man detailversessen ist. Er musste ja wissen, wo finanziell die Grenzen sind – damit zum Beispiel Bayern nicht drauf zahlt. Da kann man sagen: Hätte diese Versessenheit sein müssen? Aber bevor die Leute sich später beschweren, ist es so besser.
jetzt.de: Gibt es ein Vorbild für dich in der Politik? SPD-Anhänger sprechen fast unisono, und das ist schon fast langweilig, von Willy Brandt.
Dominic: Ich muss sagen, es ist Franz-Josef Strauß.
jetzt.de: Dachte ich mir fast.
Dominic: Der hat keine schweren Themen gescheut: die Wiederbewaffnung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg zum Beispiel. Das kann sich jeder vorstellen, wie schwer die Diskussion ist.
jetzt.de: Hast du den Strauß noch erlebt?
Dominic: Ja, klar. Ich war aber erst acht, als er starb. Er war ja mein Taufpate, hat Geschenke mitgebracht und gefragt, ob ich auch schön brav bin. Aber sonst . . . was will der Herr Strauß mit einem Achtjährigen besprechen?
jetzt.de: Du kandidierst jetzt für den Bezirkstag in Oberbayern – dein Spruch für den Wahlkampf lautet „Vorfahrt Oberbayern“ . . .
Dominic: Jawohl. Es fehlt die Umgehungsstraße bei Garmisch, die S-Bahn-Unterführung Wolfratshausen – dafür kann ich mich nur engagieren, wenn ich aktiv bin.
jetzt.de: Wäre deine Wahl der Beginn einer Karriere als Berufspolitiker?
Dominic: Soweit denke ich nicht. Ich sehe gerade meine Hochzeit, den Wahlkampf, dann noch meine Promotion, die ich abschließen will – und dann will ich ein guter Bezirksrat sein.
jetzt.de: Was sind deine Anliegen?
Dominic: Dass die Leute, die Bayern aufgebaut haben, eine adäquate Pflege bekommen. Und ich finde, die Vereine müssen gestärkt werden. Das heißt aber nicht, dass ich meine Lederhosen anziehe und auf Brauchtum mache. Das hat eher mit Bodenhaftung zu tun, die ich behalten will. Tradition ist mir wichtig, weil man dann nicht allem nachrennt, das vermeintlich modern ist.
jetzt.de: Brauchtum, Pflege, Infrastruktur - das sind relativ alte Themen für einen 28-Jährigen.
Dominic: Findest du?
(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Gibt es in der Jungen Union ein Nachwuchsproblem? In der Politik generell? Hier geht es zum zweiten Teil des Interviews.)
Foto: Jürgen Stein