Spider-Man, Wild At Heart, Grand Budapest Hotel – die Liste der Filme, in denen Willem Dafoe den Bösewicht spielt, ist lang. Auch ein Grund dafür, dass der amerikanische Schauspieler so viele Tode auf der Kinoleinwand sterben musste. Nun rettet ihn das Alter vorerst vor weiteren fiktiven Morden. »Ich schätze, ich wirke einfach weniger bedrohlich«, sagt der 62-Jährige. »Jetzt, da ich älter werde, bringt man mich nicht mehr so oft um«.
Zur Ruhe gekommen ist Dafoe trotzdem nicht. Im Interview mit Johanna Adorján schwärmt der Schauspieler immer wieder davon, wie gut es tut, stets in Bewegung zu sein. Adorján erscheint mit einem fiesen Muskelkater zum Gespräch, weil sie das erste Mal die Yogaform ausprobiert hat, die Dafoe täglich praktiziert. Ashtanga Yoga gilt als der härteste aller Yogastile. »Ich mache es frühmorgens, am besten noch im Halbschlaf, wenn man noch nicht mal darüber nachdenken kann, es eventuell nicht zu tun«, sagt Willem Dafoe.
Genauso wie für Yoga schwärmt der Amerikaner für seine Wahlheimat Rom, für das »Leichte, Spielerische, Genussvolle« der italienischen Hauptstadt. Am Tag des Interviews ist von dem »Leichten« allerdings nicht viel zu spüren: Die Luft steht, Hitze wabert durch die Straßen Roms. Dafoe lässt sich davon nicht beirren, er lässt unsere Autorin während des Gesprächs keine Sekunde aus den Augen, taucht im Gespräch tief in die Anfänge seiner Karriere ein und beschreibt das Kleinstadt-Biotop seiner Heimat.
Schon damals war Dafoe eher schüchtern als ein Rebell. Dass er von der Schule flog, weil er einen Pornofilm gedreht haben soll? Nun ja, das ist nur halb wahr und vor allem ein großes Missverständnis gewesen.
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Foto: Michiel Meewis