Pullach & Berlin

Zwei, die nicht miteinander können.

Nachdem ich den größten Teil meines Lebens in Berlin verbracht hatte, zog ich vor zweieinhalb Jahren nach Pullach. Welch Erlösung! Ich war einem verdreckten, von übellaunigen Eckenstehern bevölkerten Moloch entkommen und in einem Idyll angelangt, das im krassen Gegensatz zu Berlin auch noch ausgesprochen wohlhabend ist. So hatte die Gemeinde Pullach bis vor kurzem für ihre Einwohner einen kostenlosen Taxi-Fahrdienst von der Haustür zum S-Bahnhof; Ähnliches wagt in Berlin nicht einmal die Linkspartei zu fordern. Zudem ist das Isartal praktisch frei von Kriminalität: Die Zahl der Wohnungseinbrüche und Autodiebstähle lag in den vergangenen Jahren stets im unteren einstelligen Bereich. Letzteres mag mit der abschreckenden Wirkung des Bundesnach- richtendienstes zu tun haben, den törichte Politiker nun nach Berlin umsiedeln wollen, in einen neu zu bauenden, milliardenteuren Schlapphut-Bunker. Die Begründung, der Dienst müsse näher zur Regierung kommen, ist wenig stichhaltig, schließlich konnten die Geheimen in der Vergangenheit auch von Pullach aus Unheil von der Bundesrepublik abwehren. Was eigentlich dahintersteckt: Niemand erträgt es, ständig ans eigene Versagen erinnert zu werden, und deshalb möchten die Großkopferten in der Hauptstadt keinen Kontakt mehr zum kleinen Pullach haben, wo alles so viel besser läuft als in der ruinösen Weltmetropole. Selbst kulturell hat unsere Kleinstadt Berlin gegenüber aufgeholt: So konzertierte erst kürzlich das älteste Kammermusikensemble der Welt im Pullacher Bürgerhaus.
Fotos: dpa, ddp