SZ-Magazin: Mr. Hirst, Ihr Ruhm und Ihre Marktmacht haben ein Datum. Im Frühjahr 1992 stellten Sie in London einen 4,3 Meter langen, in Formaldehyd schwebenden Tigerhai aus, der mit seinem gierig aufgerissenen Maul aussah, als wäre er bei einem Angriff in Schockstarre gefallen. Ihre Installation mit dem Titel The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living schlug in der Kunstwelt ein wie ein Meteorit. Erinnern Sie sich an die Zündsekunde für Ihr Werk?
Damien Hirst: Der Hai war keine plötzliche Eingebung. In den Monaten zuvor hatte ich das quälende Gefühl gehabt, meine Kunst sei irrelevant und habe nichts mit dem Hier und Jetzt zu tun. Ich saß in Bibliotheken herum und studierte Monografien über Künstler, die ich bewunderte, aber was ich auch anfing, es ging daneben. Selbst wenn ich dachte, jetzt sei mir endlich das brillanteste Kunstwerk meines Lebens gelungen, musste ich mir nach ein paar Tagen eingestehen, dass die Arbeit aussah, als wäre sie 1950 entstanden. In diesem Frust kam mir irgendwann die Idee, etwas über Angst zu machen, das so viel Kraft hat wie die Angst selbst.
»Ich muss alles bis zum Exzess machen«
Der Brite Damien Hirst gilt als der reichste Künstler der Welt. Ein Gespräch über den Materialwert der Mona Lisa, seine Alkoholsucht und die große Frage, wann ein Werk fertig ist.