Der äußerste Flügel der amerikanischen Konservativen liefert sich mit den Schwulen und Lesben im Land einen Krieg der Protestschilder – und die Homosexuellen gewinnen ihn mit Leichtigkeit. Weil Engstirnigkeit eben auch mangelnde Kreativität mit sich bringt. »Gott hasst Schwule«, steht auf den Plakaten, die radikale Christen vor der Westboro Baptist Church in Kansas in die Höhe halten. Wie soll man auf so viel Intoleranz reagieren? Am besten wie der junge Mann, der ebenfalls ein Protestschild malte – auf dem allerdings »Gott hasst Schilder« stand – und sich damit direkt neben die Hassprediger und ihre kleinen Helfer stellte. Und ein anderer ergänzt das feindselige Plakat »Homosex ist Sünde« clever mit einem kleinen Schild, das davorgehalten den Satz ergibt: »Homosex ist Sün…sationell«. Klug gekontert: Das geht auch mit den Bibelzitaten aus dem Alten Testament, etwa dem 3. Buch Mose (Levitikus), die schwulenfeindliche Christen als Beleg neben Sätze wie »Schwule landen in der Hölle« stellen. Die beantwortet man am besten so: »Levitikus schreibt auch vor: ›Schneidet euch nicht die Haare‹. Aber den Teil lassen wir weg, oder?«
Das Ergebnis ist zum Lachen, aber der Anlass ist ernst: Es gibt noch immer US-Bundesstaaten, in denen Schwule und Lesben in der Öffentlichkeit nicht sicher sind, in 29 Staaten kann man wegen Homosexualität den Job verlieren, in 34 wegen Transsexualität. Amerika ist zugleich das Land, in dem Gay Pride erfunden wurde (und man in San Francisco nachts am Pizzastand ganz selbstverständlich neben schwulen Männern in Leder-Fetisch-Kleidung mit freiem Po ansteht) – und das Land, in dem 52 Prozent der Kalifornier gegen die Homoehe votiert haben. Es müssen noch so einige kluge Protestschilder geschrieben werden, bis man als Homosexueller auf Pausenhöfen, an Stammtischen oder eben auf Demonstrationen nicht mehr als Schwuchtel oder Schlimmeres beschimpft wird. Immerhin: Wenn im nächsten US-Bundestaat über die Homoehe abgestimmt wird, stehen für die Pro-Demonstranten jede Menge smarte Slogans bereit: »Wenn ich keinen Mann heiraten darf, dann heirate ich deine Tochter. Besser?«, oder »Elizabeth Taylor durfte sieben Männer heiraten, warum darf mein Bruder nicht einen haben?« Die Sprüche lassen sich ganz gut ins Deutsche übersetzen, praktisch, denn beim Christopher Street Day im Juli in Köln störte eine evangelikale Gruppe die Abschlusskundgebung mit wirren schwulenfeindlichen Plakaten (»Wer die Gunst der Schwulen sucht (weil er nicht anders ist) wollte vergessen, warum Gott Sodom untergehen ließ«). Die umstehenden Zuschauer schüttelten den Kopf. Das war zwar nicht komisch, aber eine sinnvolle Reaktion.