»Ich fand es wichtig zu sagen, dass man sich für Depressionen nicht schämen muss«

Rocko Schamoni ist ein Hamburger Original, er wurde mit Studio Braun berühmt, gründete den legendären »Golden Pudel Club« und war sich für keinen Witz zu schade. Heute töpfert er lieber. Im Interview spricht er offen über Scham und Scheitern.

Rocko Schamoni, geboren 1966 als Tobias Albrecht, wuchs als Sohn eines Lehrer-Ehepaares in Lütjenburg (Schleswig-Holstein) auf. Mitte der Achtzigerjahre zog er nach Hamburg und wurde dort zum schrägen Vogel, der sich im Nachtleben einen Namen machte und ständig neue Ideen, Inszenierungen und Blödeleien auf die Welt rund um St. Pauli losließ. Heute lebt er immer noch in Hamburg, zeitweise aber auch wieder in Schleswig-Holstein, in einem alten Bauernhof an der Ostsee.

Rocko Schamoni öffnet eine Stahltür neben dem Hauseingang und winkt in einen bunt gestrichenen Lastenaufzug hinein, hier geht’s rauf in den fünften Stock. Er wohnt im Hinterhaus einer ehemaligen Kabelwickler-firma auf der Hamburger Fleetinsel, gemütliches Künstler-Loft ganz oben, schwarze Steinfliesen, hohe Fenster, ein Arbeits- und Musik-Zimmer, ein Töpferatelier, der Ofen brennt. Rocko Schamoni lebt hier mit seiner Lebensgefährtin. Bevor er in den 80er-Jahren aufbrach, um die Hamburger Punkrockszene zu erobern, Songs wie Liebe kann man sich nicht kaufen aufzunehmen und den weit über Hamburgs Nachtleben hinaus berühmten »Golden Pudel Club« zu gründen, hatte Schamoni in seiner norddeutschen Heimat eine Töpferlehre gemacht. Nun hat er damit wieder angefangen, die Arbeit mit dem Ton erdet ihn, sagt er. Auf dem Esstisch liegen Bücher über psychoaktive Pflanzen. Im Gespräch klärt sich auf, was es damit auf sich hat. Es gibt grünen Tee.