»Dating-Burnout«, gibt es das wirklich?

Ja, sagt die Sozialpsychologin Johanna Degen. Das liege auch daran, dass viele auf dem Heimweg von einem schönen Treffen direkt mit der nächsten Person schreiben. Im Interview erklärt sie, wie das Swipen spannend bleibt, sich Kontakte weniger austauschbar anfühlen und wie man ein Date zu etwas Besonderem macht.

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SZ-Magazin: Frau Degen, in letzter Zeit fällt häufig der Begriff »Dating-Burnout«. Was hat es damit auf sich?
Johanna Degen: Durch Dating-Apps haben sich bei der Suche nach einem potenziellen Partner oder einer potenziellen Partnerin neue Umgangsformen und Gewohnheiten entwickelt. Diese werden von vielen allerdings als erschöpfend empfunden, das haben wissenschaftliche Studien inzwischen belegt.

Was macht das moderne Dating denn demnach so erschöpfend?
Früher galt es beispielsweise als unangebracht, in einer Bar mit mehreren Personen zu flirten. Heutzutage ist es akzeptiert, mit einer Vielzahl an Personen gleichzeitig zu chatten und nicht nur einen Menschen zu daten. Das heißt aber nicht, dass das nicht als verletzend empfunden würde. Dass die Datingpartnerin oder der Datingpartner nach einer schönen Verabredung in der Bahn sitzt und auf Tinder nach anderen Personen Ausschau hält, ist eine unromantische Vorstellung. Und auch wenn Romantik ein überladenes Wort ist, suchen viele Menschen beim Dating immer noch danach. Man will das Gefühl haben, dass man etwas Besonderes mit dem Gegenüber erlebt hat, etwas Einzigartiges. Dieses Gefühl geht durch das serielle Flirten und Daten verloren.