»Die Begierde vieler Menschen ist nicht monogam«

Die Psychologin Jessica Fern begleitet Menschen und Paare in offenen Beziehungen therapeutisch und hat über ihre Erfahrungen ein Buch geschrieben. Sie ist sich sicher: Von ihren Erkenntnissen profitieren auch monogame Paare.

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SZ-Magazin: Wenn man von sexueller Orientierung spricht, hört man immer wieder: »Jeder ist ein bisschen bi.« Würden Sie auch sagen: Jeder ist ein bisschen poly?
Jessica Fern: Die meisten würden zugeben, dass sie verschiedene Menschen attraktiv finden, sich von unterschiedlichen Leuten angezogen fühlen. Dass jemand nur noch eine Person für den Rest des Lebens will, ist eher eine Seltenheit. Auch wenn wir uns entscheiden, monogam zu leben, ist die Begierde vieler Menschen nicht monogam. Und von den Menschen, die sagen, dass sie monogam leben, betrügen viele, laut mancher Statistiken über 50 Prozent. Die meisten Menschen praktizieren Monogamie also gar nicht so, wie sie es behaupten.