Irgendwo dazwischen

Bevor mit zwei Menschen alles klar ist, kann es eine Weile lang sehr unklar sein. Über die auf­regende, verwirrende, zauberhafte Schwebe der Liebe.

Die Schwebe erweitert den eigenen Horizont

Die Ungewissheit hat einen schlechten Ruf. 2016, vor der Pandemie also, die ja noch mehr Ungewissheiten erzeugt, als wir vertragen, ergab eine Studie des University College London, dass Unge­wissheit viel mehr Stress verursachen kann als die Gewissheit, Schmerzen zu erleiden.

Doch manche Ungewissheit hat auch ihren Zauber. So wie mancher Stress sein Gutes hat. 1971 sang der Schlagersänger Chris Roberts in der ZDF-Hitparade: »Ich bin verliebt in die Liebe, sie ist okay-ay für mich, ich bin verliebt in die Liebe, und vielleicht auch in dich.« Und wenn auch die Reime dieses Textes recht erzwungen wirken, steckt Wahres in den Zeilen. Denn so ist es ja oft am Anfang einer Liebesgeschichte: Man hat einen Menschen erkannt oder in einem Menschen etwas erkannt, oder der andere Mensch hat in einem etwas erkannt, und man spürt das und reagiert darauf, aber natürlich kann von Liebe keine Rede sein, vielleicht kann noch nicht einmal von Verliebtheit die Rede sein, so wenig kennt man das andere Wesen.