»Wenn jemand schweren Liebeskummer hat, hat er die Ohren verstopft«

Kaum jemand schreibt so schön und treffend über den Verlust von Liebe wie die deutsche Bestsellerautorin Mariana Leky. Im Interview erzählt sie, warum sie wegen Liebeskummer mit dem Schreiben angefangen hat, was das beste Lied ist, wenn man sich elend fühlen möchte, und welche Erkenntnisse wirklich trösten.

Die Schriftstellerin Mariana Leky schreibt in ihren Büchern oft über große und kleine Gefühle – zuletzt in dem Erzählband »Kummer aller Art«, der wie alle ihre Werke im DuMont-Verlag erschienen ist. Ihr Bestseller-Roman »Was man von hier aus sehen kann« wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt und wird nächstes Jahr als Spielfilm im Kino zu sehen sein.

Foto: Birte Filmer

SZ-Magazin: Der Psychologe Guy Winch hat mir in einem Interview mal erklärt, dass bei Liebeskummer im Gehirn dieselben Mechanismen aktiviert werden wie bei Kokain- oder Heroinsüchtigen. Wie würden Sie das Gefühl von Liebeskummer beschreiben?
Mariana Leky: Ich finde, Liebeskummer ist ein brachiales Gefühl und hat auch etwas Klaustrophobisches. Es gibt diesen Satz von Roland Barthes: »Bin ich verliebt? Ja, weil ich warte.« Und plötzlich gibt es scheinbar nichts mehr, worauf man warten kann. Derjenige, auf den man immer gewartet hat, oder von dem man im besten Fall wusste, dass er wieder auftaucht, wird nicht mehr auftauchen. Und dieses Gefühl des Auf-nichts-mehr-warten-Könnens, das ist so ein eingesperrtes In-sich-selbst-Sein und macht eine Enge im ganzen Leben. Aber ich würde auch sagen, dass Liebeskummer – sehr salopp formuliert – eine große Scheiße ist, die man in Gold verwandeln kann.