»Frauen werden immer noch dazu erzogen, pflegeleicht zu sein«

Die Schriftstellerin Rebecca Solnit schreibt über Politik, Umwelt, Kultur – und kämpft für eine bessere Welt. Im Interview spricht sie über das Gefühl der Bedrohung, mit dem Frauen jeden Tag leben.

Rebecca Solnit, 59, ist eine West­küsten-Intellektuelle: Sie wuchs in der Nähe von San ­Francisco auf und lebt dort bis heute.

Foto: John Lee

SZ-Magazin Der Titel Ihres neuen Buches, das auf Deutsch Unziemliches Verhalten heißt, würde streng übersetzt lauten: Erinnerungen an meine Nicht-Existenz. Sie schreiben, dass Frauen sehr gut darin seien, sich unsichtbar zu machen. Wann haben Sie verstanden, dass Ihre Unsichtbarkeit mehr ist als nur Ihre persönliche Geschichte?
Rebecca Solnit Sehr viele Frauen treffen tagtäglich die Entscheidung, nicht laut zu sein, nicht aufzufallen, nicht laut zu sprechen, nicht anzuführen. In Schulen in den USA antworten Jungen viel öfter auf die Fragen der Lehrer als Mädchen. Mädchen wissen zwar die Antwort, aber sie bekommen nicht den gleichen Zuspruch wie Jungs, wenn sie sie geben. Es kann ihnen sogar passieren, dass sie für zu frech, zu smart gehalten werden.