Im Januar wurde eine große Ausstellung Ihrer Arbeiten im Londoner Design-Museum eröffnet. Sie sagten, man könnte dort Ihre Welt sehen. Wie sieht die aus?
Die Ausstellung zeigt eine Serie von Projekten, einen Film, eine Installation und natürlich Kleider, um die sich meine Arbeit immer dreht. In meiner Welt geht es um die Gegenwart, um das Leben, wie es jetzt passiert. Wie man Macht gebraucht und missbraucht. Ich denke über die Bedeutung von Nationen und Staaten nach und darüber, wie Geschichte uns beeinflusst – auf all diese Dinge reagiere ich in meiner Arbeit.
Große Themen. Warum ist Mode das Hauptmedium Ihrer Ideen geworden?
Weil ich Kleider liebe. Ich liebe es, dass sie eine Beziehung mit dem Körper eingehen. In Ihren Kleidern verarbeiten Sie oft Technik und neue Materialien: hochfahrbare Rocksäume, fluoreszierende Hüte.
Ja, die Technik ist die Zukunft der Mode, die einzige Möglichkeit, etwas Neues zu machen. Die meisten Kollektionen bestehen doch aus der Wiederholung der Vergangenheit: die Achtzigerjahre, gekreuzt mit Indian Look, die Neunziger mit tibetanischen Einflüssen. Ich will, dass etwas Neues entsteht.
Wie sieht die Zukunft der Branche aus?
Es wird immer mehr individuell geschneiderte Kleidung geben. Gleichzeitig wird die Mode für den Massenmarkt wichtiger. Der bietet, was Couture-Designer nicht bieten können und sollen: neue Kollektionen im Wochentakt, günstige Preise, große Verfügbarkeit. Viele Stunden Handarbeit, erstklassige Schneider oder Schuster sind hier fehl am Platz; darauf sollten sich die Designer spezialisieren, auf das Einzigartige, auf die Couture – sonst werden sie austauschbar.
Hussein Chalayan, Modedesigner, geboren 1970 im türkischen Teil Zyperns, gründete 1994 in London das Label »Hussein Chalayan« und ist Kreativdesigner von Puma.
Illustration: Jeanne Detallante