SZ-Magazin: Rolf Snoeren, Viktor Horsting, Sie haben wie immer genau das Gleiche an. Warum?
Viktor: Das geht zurück auf unsere gemeinsame Zeit an der Kunstakademie in Arnhem, Ende der Achtzigerjahre. Wir wurden ständig verwechselt. Ab einem gewissen Punkt haben wir das einfach zu einer Art Markenzeichen gemacht.
Rolf: Für uns war das auch immer ein Signal an die anderen: Wir sind ein Kopf, wir sind zu einer kreativen Einheit verschmolzen.
Viktor: Es ist ein Spiel. Es ist nicht in Stein gemeißelt.
Schaut man sich Ihre aktuelle Männerkollektion an, könnte man meinen, Sie machen Ihre Mode eigentlich für sich selbst.
Rolf: Ja, das kann man so sehen. Wir sind unser wichtigster Bezugspunkt.
Viktor: Die Kollektion ist eine Art Studie zum Thema Anzug. Was er sein kann, was er sein könnte. Wir wollen unseren Mann traditionell, aber mit einem verspielten, surrealen Element. Uns geht es um den Mix aus formell und informell und wie man das mischen kann. Zumindest ist das unsere Devise, wenn wir uns anziehen.
Sie beide sprechen immer von »wir«. Sie geben sich als Paar. Dabei sind Sie gar keins.
Rolf: Und doch ist es eine Beziehung. Es ist eine Art kreativer Ehe.
Viktor: Es ist eine Beziehung, die sehr weit geht.
Wie weit?
Viktor: Sagen wir es so: Es ist die längste Beziehung, die beide von uns je hatten. Mehr als zwanzig Jahre kennen wir uns schon.
Rolf: Eine verdammt lange Ehe eigentlich. Jeder von uns hat sogar einen Ring. Den haben wir uns zum Zehnjährigen machen lassen.
Wohnen Sie zusammen?
Viktor: Nein.
Sie beide haben jeweils einen Partner?
Viktor und Rolf: Ja.
Ist das Paar-Ding am Ende nur Image?
Rolf: Nein, absolut nicht.
Viktor: Wir verbringen wirklich sehr viel Zeit miteinander. Wir arbeiten jeden Tag, wir reisen zusammen. Wenn wir nach Hause gehen, schreiben wir uns E-Mails.
Rolf: Es ist schön, jemanden zu haben, dem man nichts erklären muss, mit dem man fast alles teilen kann.
Klingt, als wären Sie doch ein wenig verliebt ineinander.
Rolf: Es ist eine Liebe, die auf Kreativität basiert.
Erreicht man zu zweit mehr als jeder für sich?
Rolf: Ich kann das gar nicht so generalisieren. Es hat sich für mich von Anfang an natürlich angefühlt, leicht.
Viktor: Es war immer wie Tischtennis. Du kannst Tischtennis nicht allein spielen.
Wie haben Sie beide sich kennengelernt?
Viktor: Ich glaube, das erste Mal haben wir uns bei der Aufnahmeprüfung der Akademie in Arnhem gesehen. 1988.
Rolf: Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wer wen ansprach. Es gab noch keine Handys.
Viktor: Aber ich erinnere mich an unsere erste Zeichnung, die wir zusammen gemacht haben.
Rolf: Hast du die noch?
Viktor: Nein, du?
Rolf: Nein.
Viktor: Dann ist sie verloren gegangen. Schade.
Wie sind die Rollen verteilt in Ihrer Berufsehe?
Rolf: Wir teilen alles.
Viktor: Wir arbeiten als Einheit.
Einer muss doch der bessere Zeichner sein, einer der bessere Schneider?
Viktor: Wir sind zwei unterschiedliche Menschen, aber es ist nicht so, dass einer das Hirn, der andere das Herz ist.Rolf: Wenn wir beide etwas zeichnen, sieht es immer ähnlich aus. Sogar unsere Handschrift ist kaum voneinander zu unterscheiden.
Schon mal auf den anderen eifersüchtig gewesen?
Rolf: Nicht im romantischen Sinn.Viktor: Ich hab neulich von dir geträumt, Rolf. Du hattest einen nagelneuen schwarz-weißen Mini Cooper. Und ich nicht. Ich hab dich beleidigt angebrüllt: Warum hast du einen und ich nicht?
Rolf: Oh, das tut mir leid.Was passierte dann?
Viktor: Der Traum endete an dieser Stelle.
Welches Auto fahren Sie in Wirklichkeit, Rolf?
Rolf: Gar keins. Wir fliegen ja die meiste Zeit oder sitzen im Taxi.
Viktor: Oder fahren Fahrrad.
Tandem?
Viktor: Das wäre eine Überlegung wert.
Rolf: Wäre auch ein gutes Foto.
Viktor: Du hast doch gar kein Fahrrad, Rolf.
Rolf: Stimmt, ich mag Fahrradfahren eigentlich gar nicht.
Sie teilen alles, streiten nie, und das seit zwanzig Jahren. So viel Harmonie ist gespenstisch.
Viktor: Es ist nicht alles perfekt. Wir beide haben Hunde.
Rolf: Die Hunde mögen sich nicht.
Einer von Ihnen könnte sich einen anderen Hund zulegen, um des Friedens willen.
Rolf: Kommt überhaupt nicht in Frage. Wer hatte seinen Hund zuerst?
Viktor: Ich. Er war ein Geburtstagsgeschenk. Von Rolf. Das war vor 15 Jahren.
Rolf: Irgendwann habe ich mir dann auch einen zugelegt. Einen Dackel: Er heißt »Little Swan«.
Rolf Snoeren, 41, wurde im niederländischen Dongen geboren, Viktor Horsting, 41, im etwa 50 Kilometer entfernten Geldrop. Ihre Wege kreuzten sich 1988 an der Arnhem Academy of Art and Design. Fünf Jahre später gründeten sie ihr Label Viktor & Rolf. Im Jahr 2003 wurde den beiden eine Ausstellung im Louvre gewidmet. Einem größeren Publikum wurde das Duo bekannt durch seine Kollektion für H & M und den Duft »Flowerbomb«.
Foto: Philip Riches