Immer nur Schwarz tragen – ist das langweilig oder guter Stil?

    Ein Werbespruch des New Yorker Kaufhauses Neiman Marcus lautet: »Frauen, die Schwarz tragen, führen ein farbenfrohes Leben.« Zumindest führen sie offensichtlich ein erfüllteres als Frauen in Pastelltönen. In Tolstois berühmtem Roman trug Anna Karenina auf dem Ball, auf dem Wronskij ihr verfiel, ein schwarzes Kleid. Ihre junge Verwandte Kitty, selbst in den Mann verliebt, erschien in blassem Pink – und scheiterte beim Versuch, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Schwarz funktioniert durch Verweigerung. Es gibt seiner Trägerin nicht viele Requisiten an die Hand, es lässt stattdessen sie selber glänzen. Eigentlich ziemlich viel verlangt von einem Kleidungsstück, wie Coco Chanel bestätigte. »Scheherazade ist einfach«, sagte sie, »ein kleines Schwarzes ist schwer.« Gleichzeitig sieht man in Schwarz nie unpassend aus. Immer wieder werden andere Farben als Alternative angepriesen, wir hören »Braun ist das neue Schwarz« oder Grau oder sogar Weiß. Aber Schwarz kehrt unweigerlich zurück. Denn es ist besser als neu: Es ist zeitlos.Nancy MacDonell Smith ist Mode- und Textchefin von »Nylon«. Im August erschien ihre Mode-Fibel »Basics«.