»Versuchen Sie mal, ein Rebell zu sein, wenn Ihre Mutter eine Revolutionärin ist!«

Seine Mutter Miuccia Prada ist die berühmteste Modedesignerin der Welt, bald wird Lorenzo Bertelli das Familienunternehmen übernehmen. Er findet: Anstatt Raubbau an Natur auf Kosten der Gemeinschaft zu betreiben, sollten Modefirmen Kleidung zu ihrem wahren Wert verkaufen.

Lorenzo Bertelli hat Philosophie in Mailand studiert. Lieblingsdenker: Platon, Kant. Heidegger eher nicht.

Foto: Mattia Balsamini/SevenSix

Lorenzo Bertelli (auf Deutsch): Guten Tag, wie geht es Ihnen? Wie war die Anreise?

SZ-Magazin: Sie sprechen Deutsch?
Ein klein wenig. Meine Freundin spricht mit unserer Tochter oft Deutsch, deshalb versuche ich, besser zu werden. Ich will verstehen, was die beiden miteinander sprechen.

Ihre Freundin, Elena Micaela Basile, wurde in München geboren. Wie haben Sie einander kennengelernt?
Bertelli (wechselt ins Englische): Bei gemeinsamen Freunden in der Toskana. Elenas Mutter ist Deutsche, der Vater Italiener.

Ihre Mutter, Miuccia Prada, ist die einflussreichste lebende Modedesignerin. Wie hat sie Sie angezogen, als Sie ein Kind waren?
In meiner Erinnerung war ich immer sehr feminin gekleidet, fast so, als wäre ich eine Mädchenpuppe. Aber man weiß ja, wie trügerisch unser Gedächtnis ist. Als ich vor etwas mehr als einem Jahr Vater einer Tochter wurde, habe ich in den Schränken nachgesehen, was ich damals tatsächlich anhatte. Ich hatte mich nicht getäuscht. Die Kleidungsstücke waren für Mädchen perfekt. Meine Mutter hat mich wie die Tochter angezogen, die sie nie hatte. Sie fand es wohl schade, dass sie es zu Hause nur mit Männern zu tun hatte. Ihrer Meinung nach hätten mehr Frauen der Familie gutgetan.