Modeschule

    Seit wann tragen Frauen Kniebundhosen? Viele halten sie lediglich für einen modischen Gag, dabei war es die Kniebundhose, die die Frauenkleidung revolutionierte. 1851 führte die amerikanische Frauenrechtlerin Amelia Bloomer die »Bloomers« ein: weite Hosen, die unterhalb des Knies zusammengefasst wurden. Ein Skandal, denn für Frauen galten Hosen noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Tabu. Sie signalisierten Macht, Einfluss, Selbstbestimmung, alles Attribute, die für Frauen zu der Zeit nicht vorgesehen waren. Außerdem galten Hosen als anstößig, schließlich zeig-ten sie ganz offensiv die Beine. In der Mode konnte sich die Kniebundhose nie durchsetzen, vermutlich, weil sie zu sehr an ihre historischen Vorbilder erinnert. 1967 entwarf Yves Saint Laurent eine Kniebundhose aus Samt und ließ die Frauen darin wie Aristokraten aussehen. In den Modellen dieser Saison kann man sich wie Sherlock Holmes fühlen. Für Aufruhr wird man damit zwar nicht mehr sorgen, aber auffallen ganz bestimmt. Gertrud Lehnert ist Professorin für Literaturwissenschaften an der Universität Potsdam und Autorin mehrerer Standardwerke zur Modegeschichte, darunter »Wenn Frauen Männerkleidung tragen«.