Leben und listen lassen

Der Autor Dave Freeman schrieb über 100 Reiseziele, die man unbedingt sehen sollte. Doch einige davon konnte er selbst nicht mehr bereisen - er starb mit 47 Jahren.

Dave Freeman muss gewusst haben, dass er früh stirbt. Sein Leben glich einer Wettreise gegen die Zeit: 100 Abenteuer wollte er auf der ganzen Welt erleben. 65 hat er geschafft. Dann machte sein Tod ihm einen Strich durch die Rechnung - mit 47 Jahren trat der Buchautor von "100 Things to Do Before You Die" seine letzte Reise an.

Der Werber mit dem Hang zum Abenteuer rannte vor der Nase eines Bullen in Pamplona, sprang nur mit einem Seil gesichert kopfüber von einem 100 Meter hohen Katapult auf einer Insel im Pazifik und sein Körper bewirtete Parasiten und Viren. Das Risiko, das in der weiten Welt lauert, war ihm bewusst. Er warnte seine Leser halb spaßhaft davor, bei den von ihm empfohlenen Reisen durchbohrt zu werden, einen Stromschlag zu bekommen oder von einem Kürbis getroffen zu werden. Freeman blieb an den fremden Orten verschont. Als er gerade mal vom Reisen pausierte, begegnete ihm der Tod im eigenen Haus in Venice, nahe Los Angeles. Er lebte dort alleine.
In der Nacht des 17. August, auf dem Weg ins Bett, stürzt er und stößt seinen Kopf an einer Glastür.

Sein Co-Autor Neil Teplica sagt, es sei ein "trauriger und verrückter" Tod für jemanden wie Dave, der sich so viel vorgenommen hatte im Leben. Er sah seinen Freund als "kulturellen Erkunder". Sein Vater Roy Freeman erzählte über seinen Sohn, dass er immer nach dem Außergewöhnlichen Ausschau gehalten habe.

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Daves eigene Motivation steht im Vorwort seines Buches: "Dieses Leben ist eine kurze Reise. Wie kannst Du sicher sein, dass Du es mit dem größten Spaß ausfüllst und dass Du alle coolen Orte der Erde besuchst, bevor Du deine Koffer zum allerletzten Mal packst?" Die Inhalte des Buches abzureisen war für ihn eine Garantie, das Leben auszufüllen. Mit der Liste wollten die Autoren die "Kultur der Welt" zeigen und die "coolsten Plätze" empfehlen, darunter vor allem Feste und Rituale.

Sie meinen, dass diese Massenevents den Lesern "ein Fenster bieten aus dem sie sehen, was der Rest der Welt glaubt, feiert und wertschätzt". Eine gut gemeinte Idee, doch dieser Blick kann auch manchmal zu eng sein.

Deutschland ist auf zwei Events reduziert: Love Parade und Oktoberfest. Land abgehakt. Und einige Länder sind durch sehr schräge Wettbewerbe repräsentiert: Kuhdung-Weitwerfen in Oklahoma oder Kakerlaken-Wettrennen in Australien. Ereignisse, die besser zu "100 Dinge, die man vermeiden sollte bevor man stirbt" passen.

Dennoch hat Freeman mit seinem Buch den richtigen Nerv getroffen: Eine Schwemme von Nachahmer-Büchern mit Listen anderer Autoren, wohin man gereist sein sollte oder was man erlebt haben muss. Die BBC nannte das entstandene Phänomen "before you die-ism". Solche Listen schüren die ewige Angst, etwas zu verpassen und sie treffen vielleicht auch nicht Jedermanns Geschmack. Aber dennoch gibt Freemans Tod ihm noch mehr Recht als zuvor, wenn er sagte: "Life is brief – get out there and grab some!"

Die 35 Orte, die Dave Freeman nicht mehr bereisen konnte, finden Sie auf den nachfolgenden Seiten.


USA und Kanda:
Iditarod Hundeschlittenrennen, Anchorage bis Nome, Alaska


Weltmeisterschaft im Extrem-Skifahren, Valdez, Alaska


Volksfest der Navajo-Indianer, Window Rock, Arizona


Oscar-Verleihung, Los Angeles, Kalifornien


Weltmeisterschaften im Kürbisweitwurf, Lewes, Delaware


Rodeo-Meisterschaften, Las Vegas, Nevada


Nationaler Brüll-Wettbewerb, Spivey`s Corner, North Carolina


Weltmeisterschaft im Kuhdungwerfen, Beaver, Oklahoma


Art Car Wochenende, Houston, Texas


Lateinamerika und Karibik:
Monarch-Falter Migration, Puebla, Mexiko


Los Diablos Danzantes (Tänze zu Fronleichnam), Patanemo, Venezuela


Junkanoo-Kostümparade, Nassau, Bahamas


Vodoo-Wallfahrt, Saut d`Eau, Haiti


Europa:
Cooper`s Hill Käsewettrollen, Brockworth, Gloucestershire


Tough Guy Race ("Harter Mann-Rennen"), Old Perton, South Staffordshire


Ikarus Cup, Saint Hilaire du Touvet, Frankreich


Anastenariden-Feuerlauf, Aghia Eleni, Griechenland


Pferderennen Palio di Siena, Tuscany, Italien


Cannabis Cup, Amsterdam, Niederlande


Tag der Königin, Amsterdam, Niederlande


Fatima-Wallfahrt, Portugal


Sportwettbewerb „Basque Herri Kilorak“, Bilbao, Spanien


Nobel-Preis-Verleihung, Stockholm, Schweden


Mittlere Osten und Afrika:
Haddsch (Wallfahrt nach Mekka) und Opferfest Id al-Adha, Mecca, Saudi Arabien


Kirkpinar Öl-Ringer Wettbewerb, Edirne, Türkei


Homowo-Festival (Sommerfestival), Accra, Ghana


Dakar Ralley, Senegal


Indien und Asien:
Klosterfest Paro Tsechu, Paro Dzong, Paro, Bhutan


Sapporo Schnee-Festival (Yuki Matsuri), Sapporo, Hokkaido, Japan


Naadam Festival, Ulaanbaatar, Mongolei


Chung Yuan Geistermonat-Festival, Chu Pu Tan Temple, Keelung, Taiwan


Festival Ngan Kin Jeh, Phuket, Thailand


Australien und Neuseeland:
Sydney Schwul- und Lesben Mardi Gras, Sydney, New South Wales, Australien


Weltmeisterschaft im Kakerlaken-Wettrennen, Brisbane, Queensland, Australien


Rip Curl Heli-Ski-Wettbewerb, Wanaka, NeuseelandFotos: dpa, ddp, ap, afp, Reuters