Nur 2,4 Kilometer Anstieg! Ich hatte zwar von den Kollegen den kürzesten, aber dafür den gruseligsten Weg: in den Nebel, durch düstere Tannen, die Wilhelm Hauff zur Sage Das kalte Herz inspirierten, bei der es um das Glasmännlein (einen Waldgeist) und rausgerissene Herzen geht. Spinnweben funkeln wie Halloween-Deko im Gestrüpp. Nasse Grashalme streifen mich wie kalte Finger; giftige Pilze grüßen stumm vom Wegesrand. Der unbesetzte Sessellift zieht vorbei und wird am Horizont quietschend vom Nebel verschluckt. Vor einem rutschigen Pfad steht ein »Betreten auf eigene Gefahr«-Schild. Fast am Ziel, machen wir Rast unter einem tropfenden Steinvorsprung. Meine Wanderführerin Heidi schenkt selbst gemachten Hagebuttenlikör in eine Sektflöte ein und sagt den Zauberspruch auf, der das Glasmännlein anlocken soll. Zum Glück wirkt er dieses Mal nicht. Das Glasmännlein zeigt sich nur Sonntagskindern. Erst auf dem Gipfel, als die Sonne scheint, atme ich durch. Nach zwei »Glasmännle Bräu« schweben wir zurück ins Tal. Mit dem Sessellift.
Höhe: 790 Meter
Übernachten: Hotel Rosengarten, Baiersbronn, Tel. 07442/84340, www.rosengarten-baiersbronn.de.
Essen: Selbst gebrautes Bier in der Glasmännle-Hütte (777 Meter), Tel. 07442/121433.
Unbedingt: Im Hauff-Museum Defa-Verfilmung »Das kalte Herz«, Tel. 07442/841414.