Erich von Däniken hält weltweit Vorträge. In seiner Heimat Interlaken hat er einen Erlebnispark errichtet – mit nachgebautem Maya-Tempel, Lasershow und künstlichen Stonehenge-Felsen.
SZ-Magazin: In drei Jahren soll das erste bemannte Raumschiff zum Mars fliegen, die Crew wird gerade zusammengestellt. Sind Sie dabei?
Erich von Däniken: Ich werde demnächst achtzig Jahre alt. Das würde nicht mehr funktionieren mit meinem Körper.
Und wenn Sie noch mal dreißig wären?
Die Menschen, die da mitfliegen, lösen ein One-Way-Ticket und werden auf dem Mars sterben. Ich würde schon gern zurückkehren. Wenn Außerirdische mir anbieten, Herr von Däniken, Sie können mit uns kommen, würde ich immer fragen: Bringt ihr mich wieder zurück zur Erde?
Kränkt es Sie, dass Sie bisher nie Besuch von Außerirdischen bekamen, obwohl Sie sich seit mehr als einem halben Jahrhundert mit ihnen beschäftigen?
Ich kannte mal einen jungen Mann, der behauptete, er habe zu Ufos Kontakt. Ich bat ihn: Sag doch denen, es gibt da diesen von Däniken, der möchte auch mal von denen besucht werden. Aber er meinte, die wollten nicht mit mir sprechen.
Warum nicht?
Sie waren der Ansicht, wenn sie sich mir zeigen würden, bei meinem Charakter, würde ich nur noch über diese Begegnung schreiben. Und es würde mich überhaupt keiner mehr ernst nehmen auf der Erde.
Wie ist es, den größten Teil des Lebens von den Anhängern abgöttisch verehrt und von den Kritikern als hoffnungsloser Spinner verhöhnt zu werden?
Früher hat man sich geärgert über die Verrisse in den Zeitungen und Magazinen und aus der Wissenschaft. Heute steht man einfach drüber. Ich bin dankbar, dass über Däniken geschrieben wird.
Wäre es schlimmer, ignoriert statt kritisiert zu werden?
Das wäre schlimmer, ja. So bleibt man im Gespräch.
Wenn Sie auf Ihr Leben und Werk zurückschauen, was haben Sie erreicht?
Das Positive ist: Ich befinde mich auf der Siegerstraße.
Wie kommen Sie darauf?
Vor 45 Jahren habe ich mal frech behauptet, es hätte in der Vergangenheit eine gezielte künstliche Mutation in unseren Genen geben. Die damalige Biologie hat gesagt: Alles Blödsinn, das wird nicht möglich sein. Inzwischen sind künstliche Mutationen und DNS-Verschiebungen wissenschaftlicher Standard. Ich sagte voraus, Raumfahrt werde möglich sein von Stern zu Stern. Nein, hieß es, das geht nie. Inzwischen sieht man, wie es eben doch geht, auch über große Distanzen. Noch bis vor wenigen Jahren glaubte die Astronomie, die Erde habe eine einzigartige Position, nicht zu nah an der Sonne, nicht zu weit entfernt und so weiter. Inzwischen sagt die amerikanische Raumfahrtagentur Nasa: Allein in unserer Galaxie, der Milchstraße, gibt es 4,5 Milliarden erdähnliche Planeten. Wir kommen sozusagen näher an die Möglichkeit, dass es Außerirdische gibt. Ich bin auch vollkommen davon überzeugt, dass wir früher oder später Kontakt mit denen kriegen.
Sie sagten in Ihrem ersten Buch, den 1968 erschienenen Erinnerungen an die Zukunft, auch voraus, dass wir zwölf Jahre später zum Mars fliegen.
Ich weiß. Aber da war es immer die Politik, die gesagt hat: zu teuer, unnötig, wir haben andere Probleme auf der Erde. Technisch wäre schon damals die Marslandung machbar gewesen.
Wie lautet Ihr Vermächtnis, Ihre Botschaft an die Erdenbewohner?
Vor vielen Jahrtausenden landeten Außerirdische auf der Erde. Unsere Vorfahren waren Steinzeitmenschen, die hatten keine Ahnung von Technik. Sie meinten irrtümlich, die Außerirdischen wären Götter. Die sogenannten Götter haben – ähnlich wie die Ethnologen heute – ein paar Stämme studiert, ein paar Sprachen erlernt, ein paar Ratschläge erteilt, dann sind sie wieder verduftet. Allerdings mit dem Versprechen, in einer fernen Zukunft wiederzukehren. Diese Götter hielten Einzug in die alten Religionen, in die Mythen, in die Legenden, und das Wiederkunftsversprechen wurde Bestandteil praktisch aller Kulte und aller Religionen, ob Christen, Juden, Muslime oder Buddhisten. Meine These lautet: Es wird wer kommen, aber kein Jesus, kein Buddha, kein Messias – sondern Außerirdische.
Ihr Fachgebiet nennt sich Prä-Astronautik, und Sie kritisieren die Religionen für deren Glaubensdogmen. Ist das, was Sie verbreiten, nicht auch eine Art Religion, an die man glauben muss?
Nein. Die alten Texte, die ich zitiere, gibt es ja, strittig ist nur die Interpretation. Im Alten Testament wird zum Beispiel ein Typ erwähnt, der hieß Henoch. Das war der siebte Patriarch vor der Flut, und er ist mit einem feurigen Wagen entschwunden, heißt es. Das ist alles. Aber in Äthiopien fand man ein Buch Henoch. Der junge Henoch schildert darin, was auf seiner Himmelsreise zu den Engeln passiert – und nach meiner Interpretation befand er sich in einem Raumschiff: Er lernt die Sprache der Fremden. Einer der Lehrmeister sagt ihm: Menschensohn, schau mal, das kleine Licht da draußen, ihr Menschen sagt Mond dazu. Dann beschreibt er ihm, dass der Mond sein Licht von der Sonne bekommt, erklärt ihm die Mondphasen, deutet auf die Sonne und sagt: Ihr Menschen lebt auf einer kleinen Kugel, die sich um die Sonne herumbewegt. Und er gibt ihm den Kalender, inklusive Schaltstunden, wir haben ja alle vier Jahre ein Schaltjahr. In dem Fall – und das ist einer von vielen – ist wissenschaftliche Information geflossen: Mondphasen, Kalender. Und das alles in der Steinzeit!
Sie waren für Ihre Vorträge und Forschungsreisen viel unterwegs in den vergangenen fünfzig Jahren. Haben Sie gezählt, wie oft Sie die Erde umrundet haben?
Nein. Ein paar Millionen Kilometer sind sicher zusammengekommen. Und es hört auch nicht auf: Ich war letztes Jahr in Kolumbien, Ägypten und in Asien. Dieses Jahr steht eine Vortragstour in Australien an, eine in Brasilien, dann Peru und USA. Und obwohl ich einige Ausgrabungen in meinem Leben gesehen habe: Wenn ich morgen eine Mitteilung bekomme, da ist ein Ausgrabungsort und der hat Geheimnisse – dann bin ich selbstverständlich dort. Sie sehen, ich bin dauernd irgendwo.
Was sagt Ihre Frau dazu?
Man hat sich dran gewöhnt. Meine Frau und ich leben seit 56 Jahren in einem Chalet in den Bergen. Und wenn ich zu Hause bin und wir sonntags zu Mittag essen, halte ich danach immer kurz Händchen und sag: Elisabeth, gib mir noch ein bisschen Zeit, aus mir wird schon noch was.
Warum tun Sie sich all die Reisestrapazen an?
Jedenfalls nicht wegen des Geldes. Viele sagen, du musst ja steinreich sein. Blödsinn. Ich hab jedes Jahr viel Geld verdient und jedes Jahr viel Geld ausgegeben. Was ich will: dass die Botschaft verbreitet wird, dass die Öffentlichkeit darüber redet. Deshalb mach ich das immer noch. Es kann keiner so gut wie ich.
Die Bücher des US-Autors Charles Berlitz über das rätselhafte Verschwinden von Flugzeugen und Schiffen im Bermuda-Dreieck standen lange oben in den Bestsellerlisten. Spätestens seit Berlitz’ Tod im Jahr 2003 ist das Thema vom öffentlichen Radar verschwunden. Haben Sie Angst, dass es in Ihrem Fall ähnlich laufen könnte?
Nein. Die Wissenschaft beschäftigt sich zunehmend mit der Prä-Astronautik. Ich denke, in spätestens zehn Jahren wird eine Hochschule – wohl eine amerikanische – einen Lehrstuhl für das Fach einrichten. Vor drei Jahren kam der History Channel auf mich zu, ein amerikanischer Fernsehsender, die wollten ein Interview. Wir haben eine Sendung gemacht, die eine Rieseneinschaltquote hatte. Wir haben noch zwei Sendungen gemacht, dann sieben. Die Serie heißt Ancient Aliens, inzwischen sind wir bei hundert Folgen. Das Thema liegt in der Luft. Man muss ja nicht pro Däniken sein, aber man kann die Thesen debattieren. Doch die Presse scheut das Thema. Die Journalisten wollen sich nur nicht lächerlich machen.
»Ich bin mir sicher: Irgendwas wird passieren in den nächsten zehn Jahren.«
Sie sagen, Sie wollen die Menschen wieder zum Staunen bringen. Worüber sollen wir staunen?
Über das Universum, die Rätsel, von mir aus über schwarze Löcher. Über die Möglichkeiten, die sich auftun, etwa, dass der Mensch zu interstellaren Reisen aufbrechen kann.
Genau dazu war ja vor Kurzem eine große Hollywoodproduktion im Kino zu sehen: der Film Interstellar.
Ich hab ihn gesehen, ja, und fand ihn gut, aber maßlos übertrieben.
Sie haben einmal gesagt, Ihre Außerirdischen-Theorie würde vielen Menschen wieder Sinn im Leben geben. Inwiefern?
Seit es Religionen gibt, bekriegen sich die Menschen. Wenn wir jetzt plötzlich ein eindeutiges Signal von außen hätten, da zeigt sich ein Raumschiff am Himmel oder so: Das betrifft auf einmal uns alle, die ganze Menschheit. Uns würde plötzlich klar, da ist etwas, das ist größer als wir, und wir müssen zusammenstehen. Diese ganze Kriegerei würde mit einem Schlag aufhören.
Glauben Sie nicht, dass es sofort hieße, das Raumschiff hätte der amerikanische Geheimdienst in die Luft geschossen?
Die anderen kennen uns doch, die werden das abfedern. Ich bin mir sicher: Irgendwas wird passieren in den nächsten zehn Jahren.
Den letzten Satz haben Sie schon mal gesagt – in einem Interview mit dem Spiegel in den Siebzigerjahren.
Und? Es ist nichts passiert?
Das müssen Sie beantworten.
Wissen Sie, ich war jahrzehntelang kein Freund von Ufos, weil einfach zu viel Unsinn in der Branche kursiert. Aber in den letzten fünf, sechs Jahren habe ich meine Meinung geändert, weil Dinge ans Tageslicht gekommen sind, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Beispiel: Yves Sillard war lange Zeit der Chef der französischen Raumfahrtagentur. Jetzt ist er pensioniert und sagt: Doch, wir hatten Sichtungen von Ufos, eindeutig intelligent gesteuert. Oder der Ex-Gouverneur Symington aus Arizona – er hat, als er noch im Amt war, mit vielen anderen Zeugen ein Flugobjekt gesehen. Damals sagte er: Da war nix. Heute sagt er: Ich hab damals gelogen. Es tut sich was, aber die europäische Öffentlichkeit nimmt davon kaum Kenntnis.
Wer sagt Ihnen, dass sich Außerirdische überhaupt für uns interessieren?
Es handelt sich um ein Grundprinzip im Weltall: Jede intelligente Spezies trägt eine Bestie in sich, die Neugier heißt. Selbst Käfer und Fliegen schnuppern überall herum.
Wäre Ihr Leben leichter gewesen, wenn Sie einen Professorentitel hätten?
Eher nicht. Ich hätte ja auch als Professor nichts beweisen können, sondern nur Indizien und Hinweise gehabt. Dazu kann ich eine kleine Geschichte erzählen: Der alte Jules Verne hat ein Buch geschrieben, Die Reise zum Mond. Er hat sich eine Kugel vorgestellt, in der drei Menschen zum Mond fliegen. Dann kam der Physiker Hermann Oberth, las Jules Verne und sagte: So geht’s nicht. Er berechnete, wie hoch die Beschleunigung sein muss, um die Erdanziehung zu überwinden, und veröffentlichte seine Ergebnisse 1923 in dem Buch Die Rakete zu den Planetenräumen. Oberth war der Vater der Raumfahrt, Wernher von Braun zählte zu seinen Schülern. Oberth hat sich aber zunächst mit dem Fantasten Jules Verne beschäftigt. Von der Fantasie zur Realität dauerte es also zwei Generationen. Und dieser Hermann Oberth war in den Fünfzigerjahren, als ich noch ein Hotel leitete, zu Gast bei mir. Später habe ich mit ihm über mein erstes Buch geredet, die Erinnerungen an die Zukunft, und der alte Herr sagte: Erich, die Kritik – die ja damals schon laut wurde – muss an Ihnen ablaufen wie an einer Marmorsäule. Da sagte ich, es wäre viel leichter, wenn ich einen Titel hätte wie Sie, Herr Professor. Da meinte er: Nein, Sie hätten es noch viel schwerer, die akademische Welt hätte Sie unmöglich gemacht. Solche Anstöße müssen von außen kommen.
Darin sehen Sie Ihre Lebensaufgabe?
Richtig. Ich höre immer wieder, der Däniken ist ein ganz netter Kerl, aber er ist halt ein Fantast. Und dann sag ich immer, ja, ich bin ein Fantast. Aber ich möchte in Erinnerung rufen: Es sind die Fantasten, die die Welt verändern, nicht die Erbsenzähler.
Fühlen Sie sich Jules Verne näher oder Ihrem früheren Freund Professor Oberth?
Mittendrin. Immer wenn ich mit Wissenschaftlern diskutiere, die auch skeptisch sind, lerne ich: Der Typ weiß tausendmal mehr über sein Gebiet als ich. Ein Ägyptologe kann mir die Schuhgröße des Pharaos sagen, die weiß ich natürlich nicht. Aber über meinen Fachbereich weiß ich mehr, und da können andere von mir lernen. Ich habe viele Freundschaften mit blitzgescheiten Leuten, dafür bin ich dankbar.
Zum Beispiel?
Die verrät man nicht.
Weil es für die Professoren ehrenrührig ist, mit Ihnen zu sprechen?
Wenn sie älter sind und Charakter haben, dann nicht. Aber die jüngeren müssen halt noch auf ihre Karriere achten. Sie erinnern sich vielleicht, als 1993 ein Deutscher einen Roboter in die Pyramide von Gizeh steuerte, Rudolf Gantenbrink. Ich hatte ihn schon Monate vorher an einer Hotelbar kennengelernt, und er hat mir das Gerät gezeigt. Wir saßen wie kleine Buben am Boden, und der Roboter ist durchs Hotelzimmer gefahren. Er sagte, Erich, vorerst kein Wort an die Öffentlichkeit. Ich hab mich dran gehalten.
Ihre Kritiker spotten, was Sie betreiben, sei Forschung vom Volk fürs Volk – eine Anspielung auf Ihre fehlenden akademischen Meriten.
Ich finde das bösartig – von wegen, der hat sich das alles ja nur angelesen. Was macht denn ein Wissenschaftler? Er geht an die Uni, lernt dies und das, liest so und so viele Bücher. Dann ist er im Geschäft.
Hören Sie es lieber, wenn Ihre Anhänger behaupten, Sie würden unser Weltbild ebenso gravierend verändern wie Nikolaus Kopernikus vor 500 Jahren?
Um Gottes willen, nein, ich bin ein ganz normaler Mensch, der sich in eine Idee hineingearbeitet hat und sie mit missionarischem Eifer vertritt. Vieles von der Idee wird sich in Zukunft vielleicht als falsch erweisen, einiges als richtig. Und das ist dann gut so.
Sie betonen in Büchern und Vorträgen, dass Sie immer noch ein gläubiger Mensch seien. Woran glauben Sie?
Der junge Erich war katholisch, man glaubte an den Tod von Jesus, an die Erlösung, an die Mutter Gottes. Den Glauben habe ich verloren. Aber ich sage mir: Das Universum existiert, und die Wissenschaft sagt uns, das Ganze begann mit dem Urknall. Aber was hat da gezündet und wer? Aus der Physik wissen wir: Von nichts kommt nichts. Nehmen wir mal für zwei Minuten an, ich hätte recht, und es waren mal Außerirdische auf der Erde. Dann stellt sich sofort die Frage: Toll, und woher kommen die? Irgendwann bist du immer am Anfang, beim Urknall. Und da ist für mich Gott. Was immer das ist. Ich habe einige kluge Bücher gelesen, verstanden habe ich das Wesen Gottes nie. Aber jeden Abend vor dem Einschlafen danke ich dem grandiosen Geist der Schöpfung. Ich finde es super, das Universum! Und ich bin dankbar, dass ich ein mikroskopischer Bestandteil davon bin.
Was bedeutet der Tod für Sie?
Ich weiß es nicht.
Gab es auf Ihren Reisen Momente, in denen Sie um Ihr Leben gebangt haben?
Na ja, ich war eigentlich immer in Begleitung von Einheimischen, die ihr Land kennen. Und meistens sind da auch keine Gefahren.
Erstaunlich, Sie waren doch in einigen gefährlichen Ecken unterwegs.
Es gab schon Vorfälle. Ich habe vor langer Zeit mal einen Vortrag in San Diego gehalten, vor 8000 Leuten. Kaum habe ich angefangen, da rennt ein dicker Mann auf mich zu – ich wusste nicht, dass es ein Polizist war – und wirft mich zu Boden. Und dann wurde der Saal geräumt, angeblich hatte irgendwer gedroht, er würde auf mich schießen. Aber es ist nichts passiert, und zwei Stunden später ging der Vortrag weiter.
Waren Ihre Vorträge also gefährlicher als Ihre Expeditionen?
Manchmal. Aber viel öfter erlebst du skurrile Dinge. Vor ein paar Jahren war ich in Kolumbien bei einem Vortrag, danach kamen Leute mit Büchern zum Signieren, lauter Büchern von mir, die hatte ich aber noch nie gesehen. Das waren lauter Raubkopien. Im Ostblock war Däniken bis zur Wende verboten. Wenn ich nun in der Ex-DDR Vorträge halte, kommt schon mal ein älterer Herr und legt mein erstes Buch zum Signieren vor, das er seinerzeit illegal fotokopiert hat. Ein anderer hatte mein erstes Buch Erinnerungen an die Zukunft sogar von Hand abgeschrieben.
Was war so subversiv an Ihren Büchern?
Das habe ich einmal in Ungarn einen Funktionär gefragt. Er sagte, Erich, du hast nichts begriffen: Der Karl Marx und Friedrich Engels haben geschrieben, Gott sei tot. Und dann kommst du und erfindest neue Götter.
Der schönste Ort, an dem Sie je waren?
In der Südsee, Tahiti. Das Klima, die Farben, das Meer, die Menschen – unglaublich schön. Dort leben möchte ich trotzdem nicht, zu langweilig. Und gefährlich. Ein Tsunami, und die Inseln sind weg.
Warum waren Sie da?
Es gibt dort Inseln, die man von Tahiti aus erreicht. Überall Ruinen, prähistorisches Zeug, das niemand versteht.
Haben Sie sich bei der Gelegenheit auch mal an den Strand gelegt?
Nie, nichts langweiliger als das. Ich war übrigens auch nur einmal in der Oper, ins Theater gehe ich auch nie, außer vielleicht in eine Komödie. Auch im Fernsehen mag ich lieber Unsinniges, etwas zum Lachen, wie die Serie The Big Bang Theory. Ein absoluter Schmarrn, aber köstlich.
Was ist der größte Schmarrn, den Sie je verbreitet haben?
Es gab selbstverständlich Fehler. Ich war als 19-Jähriger zum ersten Mal in Ägypten, mit einem Schulfreund. In Assuan haben wir eine Insel besucht, sie heißt Elephantine. Unser Führer erklärte uns damals, die Insel heißt so, weil sie aus der Luft die Form eines Elefanten hat. Ich dachte sofort, woher konnten das die alten Ägypter wissen, und hab das ins Buch reingenommen. Sehr bald hab ich gelernt, alles Blödsinn. Die Insel sieht überhaupt nicht so aus wie ein Elefant, und sie heißt so, weil dort früher Elefanten lebten. Oder: Ich war in Indien und sah dort eine Säule aus Metall. Vor Ort hat man mir erklärt, die Säule sei 700 Jahre alt und roste nicht. Ich dachte mir, leck mich am Arsch, das muss eine außerirdische Legierung sein, die haben das vielleicht mit Absicht geschickt. Inzwischen rostet das Ding leider doch. Als ich mein erstes Buch geschrieben habe, war ich dreißig. Da bist du nicht so selbstkritisch und glaubst jeden Mist. Man ist von sich selbst überzeugt, schon schleichen sich Fehler ein.
Selbstbewusst sind Sie immer noch.
Das liegt an meinem Charakter. Aber ich bin heute kritischer, was die Quellen angeht.
Ihr erstes Buch erschien ein Jahr vor der Mondlandung. Haben Sie davon profitiert, dass sich die Menschen da mehr denn je für Raumfahrt interessierten?
Natürlich. Die Presse hat mir später vorgeworfen, mein Buch sei damals erschienen, weil ich genau darauf spekuliert hätte. Dabei beschäftige ich mich mit dem Thema, seit ich ein kleiner Junge bin. Das Manuskript war bereits 1966 fertig, aber ich fand keinen Verleger. Dass es doch klappte, verdanke ich dem Zufall und Thomas von Randow, damals Wissenschaftsredakteur bei der Zeit.
Wie das?
Er war bei mir im Hotel zu Gast, ein liebenswerter Mann, der Pfeife geraucht hat. Wir haben an der Bar öfter über das Thema geredet, und er meinte, eigentlich solltest du ein Buch schreiben. Da sagte ich: Hab ich, aber ich finde keinen Verleger. Am anderen Tag in meinem Büro nimmt er den Hörer ab und ruft den Chef des Econ Verlags an, den er sehr gut kannte. Er sagte: Du, ich hab hier einen jungen Mann vor mir, der hat ein völlig verrücktes Buch geschrieben, aber der Typ ist nicht verrückt. Solltest du dir anhören.
Erich von Däniken ist gelernter Hotelier. Diesen Beruf übte er allerdings nur wenige Jahre aus – dann widmete er sich ganz den Außerirdischen: Er vertritt die These, dass Aliens schon in der Steinzeit auf der Erde landeten, zahlreiche Spuren hinterließen und das menschliche Genom veränderten. Seit 1968 hat Erich von Däniken 34 Bücher verfasst, die sich weltweit mehr als sechzig Millionen Mal verkauft haben. Am 14. April wird er 80 Jahre alt.
Foto: Simon Habegger