Fear Robben war der Star beim Windhundrennen in Ost-London. Muskeln wie eine Ballerina, sandfarben, langbeinig, ein Greyhound. Er trug die Zwei auf dem Rücken. Mit 39,21 Sekunden lief er Bahnrekord. Tausende jubelten – England eben. Fear Robbens Besitzer spendete die Siegprämie in Höhe von 2500 Pfund an einen Alterssitz für ehemalige Rennhunde.
Hier endet der schöne Teil dieser kurzen Geschichte. Im Juli 2006 berichtete die Sunday Times über den Bauunternehmer David Smith aus Seaham in Nord-england, der in den letzten 15 Jahren für die Rennindustrie 10 000 Hunde erschossen und hinter seinem Haus begraben haben soll. Von einer »Euthanasie-Fabrik« war die Rede. Eine britische Tierschutzorganisation vermutet sogar, dass in Großbritannien 12 000 Greyhounds pro Jahr nach dem Ende ihrer Karriere geschlachtet werden, 50 000 in der ganzen Welt. Ihr Ruhm dauert ja nicht lang. Greyhounds werden mit drei bis fünf Jahren ausgemustert, dabei können sie zwölf bis 15 Jahre alt werden. Als in den Zwanzigerjahren die ersten kommerziellen Hunderennbahnen in den USA gegründet wurden, begann die Degradierung des Greyhounds zur Rennmaschine, schnell sprang die Mode auf Irland und England über, diese hundeverrückten Länder. Und immer geht es um enorme Geldsummen bei den Wettrennen.
Damit sie bis zu 80 Kilometer schnell rasen können, geben ihnen ihre Besitzer neuerdings oftmals Kokain. Deshalb sind Dopingkontrollen bei Windhundrennen inzwischen keine Ausnahme mehr. Noch viel grausamer als dem Greyhound wird seinen Brüdern in Spanien, den Galgos und Podencos, mitgespielt. Jene, die für die Jagd oder als Rennhund nicht zu gebrauchen oder zu alt sind, werden erschossen, erschlagen, ertränkt oder sie werden an Drähten aufgehängt, wo sie, verzweifelt auf den Hinterbeinen hin und her tänzelnd, lange mit dem Erstickungstod kämpfen. Die Foltermethode mit dem Draht nennt man in Spanien den »Klavierspieler«. Menschen schauen gern dabei zu. Tiere sind Sachen in Spanien; Ehrfurcht vor der Kreatur: unbekannt.
Vielleicht liegt ein Grund für das Martyrium des Windhundes darin, dass er so viel Stolz und Würde ausstrahlt, die der Mensch nicht ertragen kann und darum brechen will. Schon die Namen der Rassen haben den Klang von Perlen, die man aneinanderreiht: der Saluki aus Persien, der Sloughi aus Nordafrika, der Azawakh aus Mali, der Barsoi aus Russland, der Deerhound aus Schottland und der langhaarige Afghane, der vielleicht bekannteste Windhund. Die, die sie nicht verachten und ausbeuten, schwärmen von ihnen, von ihrem sanftmütigen Wesen, ihrer Grazie und Eleganz, ihrer Anhänglichkeit. Der Windhund, heißt es, kommt jetzt wieder in Mode. Passen wir auf ihn auf.