Stirbt die Menschheit bald aus?

Klimakrise, Atombomben und jetzt noch eine Pandemie – der Evolutionsbiologe Nick Longrich erklärt, was ihm beim Blick in die Zukunft trotz aller Bedrohungen Hoffnung macht.

Ungerecht: Da die Dinosaurier 66 Millionen Jahre vor der Erfindung des Surfbretts ausstarben, blieb ihnen die hier gezeigte Freude versagt.

SZ-Magazin: Laut einer aktuellen, internationalen Umfrage unter 16- bis 25-Jährigen glauben 56 Prozent der Befragten, die Menschheit sei »dem Untergang geweiht«. Sind wir das?
Nick Longrich: Nein. Und ja. Haben Sie den Woody-Allen-Film Der Stadtneurotiker gesehen? Darin gibt es eine Szene, in der die Mutter mit ihrem deprimierten Kind zum Arzt geht. Der Arzt fragt das Kind, was los sei. Das Kind antwortet: »Das Universum expandiert, eines Tages wird es kollabieren, und das ist das Ende von allem.« So zu denken ist natürlich neurotisch, die Mutter herrscht den Jungen an: »Was geht dich das an?!« Und beide haben recht. Denn natürlich sind wir dem Untergang geweiht. Das Universum wird in einer unendlich weit entfernten Zukunft kolla­bieren. Vorher, in fünf Milliarden Jahren, wird unsere Sonne zu einem Roten Riesen anwachsen. Und auf dem Weg dahin wird sie stetig heller werden und dadurch unsere Erde unbewohnbar machen, in etwa 500 Millionen Jahren. Wir sind also natürlich dem Untergang geweiht. Aber bis dahin ist noch viel Zeit. Unser Aussterben steht nicht unmittelbar bevor.