SZ-Magazin: Frau Herzing, Sie erforschen seit mehr als 30 Jahren die Sprache der Delfine. Wie sagt ein Delfin »Guten Tag«?
Denise Herzing: Kann ich die Antwort etwas nach hinten schieben? Denn sie ist komplizierter. Viele Menschen denken, wir wären mittlerweile so weit, dass man einfach ein Hydrophon ins Wasser halten kann, ein paar Delfin-Geräusche aufnehmen, in eine Maschine werfen, und die spuckt dann wie von Zauberhand eine Übersetzung in menschlicher Sprache aus. Wie Google Translate für Delfinisch.
Das war auch meine Hoffnung, als ich anfing, mich mit Ihrer Arbeit zu beschäftigen: dass wir mit Hilfe von Computern und künstlicher Intelligenz bald mit Tieren sprechen können.
Ich will Ihnen die Hoffnung nicht nehmen, doch bis Sie in der Lage sind, mit Ihrem Pferd oder Hund zu reden, wird es dauern. Damit künstliche Intelligenz lernen und arbeiten kann, braucht sie wahnsinnig viele Daten, und gleichzeitig müssen diese Daten von jemandem mit Ahnung und Erfahrung eingeordnet werden. Die Übersetzungs- und Spracherkennungsprogramme für menschliche Sprache sind ja auch erst in den vergangenen Jahren richtig gut geworden, obwohl wir uns schon ewig mit uns und unserer Sprache beschäftigen. Klar, Sie können ins Wasser gehen und ein paar Delfin-Geräusche aufnehmen – aber das hilft Ihnen überhaupt nichts, wenn Sie diese Geräusche nicht mit dem Verhalten der Tiere in Zusammenhang bringen können.