Vom Glück des Selbermachens

Wir haben sieben namhafte Designerinnen und Designern um Ideen für Do-it-yourself-Projekte gebeten, die Sie schnell und günstig nachbauen können.

1. Bett-Tisch »Slacker 1.0« von Better Weather

»Viele Menschen leben in kleinen Wohnungen«, sagen Anne Werner und Kasper Lynge, die Gründer von Better Weather. »Aus diesem Grund sind Schlafzimmer nicht erst seit der Pandemie eine Art Multifunktionsraum, in dem wir schlafen, arbeiten, essen und Filme schauen.« Ihr Entwurf trägt all diesen Erfordernissen Rechnung. »Slacker 1.0« ist ein Bett-Tisch, auf dem Laptop oder Tablet ebenso Platz finden wie Frühstücksteller oder aufgeklappte Arbeitsmappen. Die sehr einfache Konstruktion besteht aus drei zugeschnittenen Holzplatten, die per Seil verbunden und fixiert, aber auch schnell wieder gelöst werden können. Damit wird der Tisch transportabel und kann zum Beispiel auch als Picknicktisch verwendet werden. Natürlich lässt sich der Tisch über die Wahl des Holzes oder einer Holzfarbe individualisieren.

Kosten: 25 Euro
Zeit: 60 Minuten

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Was man braucht: Seil, Akkuschrauber, Stichsäge, Bleistift, Gabel, Schleifpapier, Holzstab, Fräsbohrer, Holzplatten

DIY-Anleitung: Bett-Tisch »Slacker 1.0« zum Selbermachen

Das dänische Designbüro Better Weather, gegründet von Anne Werner und Kasper Lynge und mit Sitz in Kopenhagen, verfolgt ­einen »postkonsumistischen« Ansatz und benutzt ausschließlich industrielle Abfallmateria­lien und Produktionsreste, die für die Entsorgung bestimmt sind. Ihre Entwürfe – Stühle, ­Vasen oder Regale, die sie auf Anfrage selbst herstellen – verbinden krude Formensprache und poppige Ästhetik zu einem unkonventionellen Ganzen.

Foto: Stefan Wessel

2. Ablagefach von FAN Collective

Für dieses Regal braucht man lediglich Hammer, Meißel, etwas Mut und Entschlossenheit. Dafür erhält man ein Behältnis, das garantiert einzigartig und ressourcenschonend ist. Es eignet sich naturgemäß eher für kleine Dinge (außer man hat sehr dicke Wände). Die Designer von FAN Collective nennen ihren archaischen Ansatz »Paleo Design«, wollen ihren Entwurf aber auch als ironische Kritik an der Überflussgesellschaft verstanden wissen.

Kosten: erstmal keine
Zeit: 20 Minuten

Was man braucht: Hammer, Meißel

FAN Collective wurde von elf Designerinnen und Designern »aus Freundschaft und dem gemeinsamen Interesse an der Auseinandersetzung im Bereich Kunst und Design« in Karlsruhe ­gegründet. FAN arbeitet stets im Kollektiv. Ihre spielerischen und surrealen Entwürfe, meist Unikate wie Hocker, ­Teppiche oder Vasen, zeigen sie rege­lmäßig auf internatio­nalen ­Designmessen und -ausstellungen.

Foto: Dan Trautwein

3. Stehleuchte »Sella« von Bodo Sperlein

Der Name dieser Leuchte ist das lateinische Wort für Stuhl oder auch Sattel – und tatsächlich scheint der Lampenschirm aus gebogener Korkfolie auf dem Lichtschein zu sitzen wie ein ­Reiter. Sperleins Idee war es, eine warme und organische Lichtquelle zu kreieren, unter Verwendung möglichst kostengünstiger und nachhaltiger Materialien wie Holz und Kork, die es in jedem Baumarkt gibt. Die Lampe kann als Steh-, Wand- oder Hängeleuchte konfiguriert werden. Der Lampenschirm ist drehbar. »Sella« ist nicht nur ein Hingucker mit einer auffälligen Silhouette, sie kann dank ihrer Variabilität auch praktisch in jedem Zimmer eingesetzt werden.

Kosten: 40 Euro
Zeit: 60 Minuten

Was man braucht: Besenstiel, Schneideunterlage, Kabel, Korkfolie, Akkuschrauber, Bohrer, Fräsbohrer, Leuchtmittel, Schraube, Nägel, Cutter, Holzlatten, Säge, Maßband

DIY-Anleitung: Stehleuchte »Sella« zum Selbermachen

Bodo Sperlein ist gebürtiger Bayer, lebt aber seit mehr als 20 Jahren in London, wo er eine Designagentur betreibt. Sperlein arbeitet als Produktdesigner und Kreativdirektor mit so unterschiedlichen internationalen Unternehmen wie Dior, Loewe, Dibbern und Swarovski zusammen, vor allem in den Bereichen Porzellan, Keramik, Haushaltsobjekte, Interior-Accessoires und Lichtgestaltung.

Foto: Studio Bodo Sperlein

4. Beistelltisch »Pico« von India Mahdavi

2021 entwarf India Mahdavi für die französische Warenhauskette Monoprix »Pico«, einen ­Hocker aus lackiertem Edelstahl, der 88 Euro kostete. Heute ist er ein Sammlerstück, das bei Auktionen deutlich höhere Preise erzielt. Für das SZ-Magazin kreierte sie eine DIY-Version aus Pappe. Pappe ist leicht, preiswert und sehr variabel. Mit etwas ­Geschick lassen sich aus ihr sogar raffinierte Körper bauen. »Pico« besteht aus zugeschnittenen Papp-Schablonen, die ineinandergesteckt werden und so eine sanduhrartige ­Konstruktion ergeben, die sich selbst trägt. Dank der unverkleideten Wände ist das auch gut sichtbar. Mahdavi regt an, die Pappen vor dem Zusammenstecken zu lackieren, zum Beispiel in einer der 56 Farben, die sie für den Lack-Hersteller Mériguet-Carrère entworfen hat.

Kosten: 15 Euro (ohne Farbe)
Zeit: 120 Minuten

Was man braucht: Zeichendreieck, Maßband, Handsäge, Cutter, Bleistift, Zirkel, Heißklebepistole, Papprohr, Pappen

DIY-Anleitung: Beistelltisch »Pico« zum Selbermachen

India Mahdavi ist eine iranisch-französische Architektin und Designerin mit Sitz in Paris. Sie betreibt ein ­Design- und Architekturbüro ­sowie zwei Boutiquen. Neben Häusern, Hotels, Restaurant- und Ladeninterieurs gestaltet sie Möbel und Wohnaccessoires. Ihren eklektischen und farbenfrohen Stil, eine Mischung aus westlichen und asia­tischen Einflüssen, bezeichnet Sie selbst als »Oriental Pop«.

Foto: Indiamah Mirlesse

5. Leuchte »Icosa« von Clara von Zweigbergk

»Papier ist seit jeher eins meiner Lieblingsmaterialien«, so Clara von Zweigbergk. »Es ist jederzeit zur Hand, in diversen Stärken und Farben erhältlich und damit perfekt für Do-it-youself-Projekte.« Aus 20 ausgeschnittenen und gefalteten Papierkreisen wird ein Polyeder gebaut und mit Gummibändern ­fixiert, darin wird das Leuchtmittel platziert. Icosa kann als Hänge-, Tisch- oder Bodenleuchte konfiguriert werden.

Kosten: 15 Euro
Zeit: 60 Minuten

Was man braucht: Kabel, Lampenfassung und Leucht­mittel, Gummiringe, Papier (250 g, zugeschnitten und gefaltet), Schere

DIY-Anleitung: Leuchte »Icosa« zum Selbermachen

Clara von Zweigbergk wurde 1970 in Stockholm ge­boren, wo sie seit 2006 ihr Designstudio betreibt und ­Papier-Skulpturen und Teppiche entwirft sowie Wohnaccessoires für Hersteller wie Nike, Hay, Gan Rugs oder Louis Poulsen gestaltet. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch handwerkliche Techniken sowie durch »Einfachheit, Balance und Farbigkeit« aus und haben bereits diverse internationale Designpreise gewonnen.

Foto: Jouppi Kaisu

6. Stehleuchte »Piegato« von Studio Hanne Willmann

»Uns lag daran, eine Leuchte zu gestalten, in der sich unsere Objektsprache wiederfinden lässt – eine Leuchte zwischen Sinn und Sinnlichkeit«, so Hanne Willmann. »Piegato« ist eine Stehleuchte aus plissiertem Stoff, wie man ihn im Baumarkt findet. Der Lampenkörper wird auf unterschiedlich große Drahtringe genäht und so in eine stabile Form gebracht. Ein längliches Leuchtmittel im Standfuß unterstreicht den Lichtsäulen-Charakter. »Piegato« erstrahlt in diffusem, warmem Licht und ist auch in ausgeschaltetem Zustand sehenswert. Die Größe kann nach Belieben variiert werden, je nachdem welche Radien die gewählten Drahtringe haben.

Kosten: 60 Euro
Zeit: 2 Stunden

Was man braucht: Steck- und Nähnadeln, Faden, Metallringe, Stift, Schere, Lineal, zylindrischer Lampenschirmrahmen, Leuchtmittel, Plisseestoff, Kabel mit Lampenfassung

DIY-Anleitung: Stehleuchte »Piegato« zum Selbermachen

Hanne Willmann gründete ihr Designbüro 2015 in Berlin und wurde noch im gleichen Jahr vom Branchenblatt Architektur & Wohnen zum Designtalent des Jahres gewählt. Von 2018 bis 2021 war sie Kreativdirektorin des deutschen Möbelherstellers Interlübke. Ihre Entwürfe für Sitzmöbel, Regale oder Lampen zeichnen sich durch sinnliche Ästhetik, puristische Formen und ausgefallene Materialien aus.

Foto: Jouppi Kaisu

7. Beistelltisch »Vaso« von Cara  Davide

Ohne die uralte Technik des Stapelns würden Lager und Baumärkte, Keller und Küchen aus ­allen Nähten platzen. Das Mailänder Designstudio Cara \ Davide findet, dass Stapel nicht nur sehr praktisch sind, sondern auch sehr schön aussehen. »Die rhythmische und grafische Ästhetik gestapelter Dinge kann sehr faszinierend sein«, sagt Cara Judd. Für ihren Beistelltisch »Vaso« stapeln Cara \ Davide zwei Säulen aus je fünf Terrakotta-Blumentöpfen und setzen zwei passenden Untersetzer als Tischplatte darauf. So entsteht ein skulpturales Objekt, das »primitiv, aber auch ikonisch« wirkt, so Judd. Der Tisch kann nach Belieben skaliert werden – je nachdem, welche Größe und Anzahl an Töpfen man wählt. Er ist wetterfest, und seine Bestandteile können jederzeit zur Balkonbepflanzung recycelt werden.

Kosten: 25 Euro
Zeit: 5 Minuten

Was man braucht: Holzstiel, Terrakotta-Töpfe, Terrakotta-Untersetzer, Montagekleber, Bohrer, Schrauben und Beilagscheiben, Säge, Akkuschrauber

DIY-Anleitung: Beistelltisch »Vaso« zum Selbermachen

Das Designstudio CARA \ DAVIDE wurde 2016 von der Südafrikanerin Cara Judd und dem Ita­liener Davide Gramatica in Mailand gegründet. Zu ihren Kunden zählen Möbelhersteller wie Vero und Muuto. Für ihre Kleinserien archaischer und geometrischer Möbel und Objekte arbeiten die beiden häufig mit Kunsthandwerkern aus ihren Heimatländern zusammen. Die meisten ihrer aufwändigen ­Arbeiten und Unikate werden über Designgalerien vertrieben.

Foto: Davide di Tria