Heft 11
14. März 2014

Wie wir wurden, was wir sind
Hier finden Sie ausgewählte Artikel aus dem SZ-Magazin 11/2014.
Die digitale Ausgabe gibt es in unserer App, ein gedrucktes Exemplar können Sie im SZ-Shop nachbestellen.

SZ MagazinMänner :Johann König
Seine Berliner Galerie gilt als eine der wichtigsten für Gegenwartskunst in Deutschland: König, 32, gründete sie bereits mit 22 Jahren. Das Besondere: Er ist der Sohn des Kunstprofessors und Kurators Kasper König, der bis 2012 das Museum Ludwig in Köln leitete. Noch viel besonderer: Mit elf Jahren hatte Johann König einen Unfall, durch den er jahrelang fast blind war. Ein Gespräch über das Trotzdem.

SZ MagazinMänner :Paul Julien Robert
Er wurde 1979 in die Kommune des Aktionskünstlers Otto Muehl hineingeboren. Die österreichischen Kommunarden wollten sich von Eltern, Autoritäten, Ängsten und dem klassischen Bild der Kleinfamilie befreien. Klingt nach Freiheit - stattdessen aber entstand eine streng hierarchische Gruppe, in der alle Muehls Befehlen folgten. Paul-Julien Robert, der mit seiner Mutter bis 1991 in der Kommune lebte, spricht heute von einer Zeit der Angst und Unsicherheit.

SZ MagazinMänner :Thomas Südhof
Für seine Erforschung der Kommunikation von Nervenzellen im Gehirn hat er letztes Jahr den Medizin-Nobelpreis bekommen - doch für Wissenschaft hat er sich erst spät interessiert. Als Jugendlicher wollte Südhof, heute 58, lieber reisen und Musik machen. Seit über 30 Jahren arbeitet er in den USA, seit 2008 an der kalifornischen Stanford-Universität. Doch eins hat er sich aus seiner Jugend als Waldorfschüler in Hannover erhalten: die Neigung zur Rebellion.

SZ MagazinMänner :Armin Rohde
Wuppertal in den frühen Sechzigerjahren: vier Kinder in zwei Zimmern, ein Vater, der ständig auf Achse ist. Armin, der älteste Sohn, darf aufs Gymnasium, er soll es eines Tages besser haben. So lief es auch, aber anders, als seine Eltern gedacht hatten: Rohde, heute 58, wurde Schauspieler - und jahrelang kam kaum eine deutsche Komödie ohne ihn aus, vom "Bewegten Mann" bis zu "Das Leben ist eine Baustelle".

SZ MagazinMänner :Niklas Frank
Mit dem Buch "Der Vater. Eine Abrechnung" outete er sich 1987 als Sohn eines Nazimörders - und erzählte offen, wie erbarmungslos so eine Herkunft alle verfolgt, die nichts für die Taten ihrer Vorfahren können. Seine Geschwister zerbrachen an ihrer Lebensgeschichte, Frank ist mittlerweile 75 Jahre alt - und hadert noch immer mit der Vergangenheit seiner Familie.

SZ MagazinMänner :Gerhard Steidl
Als Verleger ist er eher an Buchkunst interessiert als an der Auflage. Das liegt wahrscheinlich daran, dass der Göttinger Steidl, 63, Meister des Siebdrucks ist und in seiner Jugend beeinflusst wurde von Leuten wie dem Plakatgestalter Klaus Staeck und dem Großkünstler Joseph Beuys. Und von einer Kindheit in sehr einfachen Verhältnissen.

SZ MagazinMänner :Frank Bsirske
Schon früh im Leben entschied sich der heutige Verdi-Chef, die Laufbahn des Revoluzzers einzuschlagen: Erst zettelte er im Kindergarten seinen ersten Aufstand an, dann wurde er als Teenager aus der SPD ausgeschlossen. Später qualifizierte er sich durch seine außergewöhnliche Präsenz auf Demonstrationen zu Deutschlands Oberstreiker. Jetzt steht Bsirske, 62, seit mehr als zehn Jahren an der Spitze einer der größten Gewerkschaften Europas. Und zeigt den Mächtigen den Mittelfinger (nicht nur im übertragenen Sinne).

SZ MagazinMänner :Roberto Blanco
Seine Eltern kamen als kubanische Varieté-Stars nach Europa, bald starb seine Mutter, der zweijährige Roberto wurde bei französischen Nonnen in Beirut untergebracht. Dank seinem Vater, einem Sänger und Tänzer, lernte Blanco dann die Welt kennen, und schon nach wenigen Jahren hatte der heute 76-Jährige mehr erlebt als andere in ihrem ganzen Leben (oder wie oft waren Sie zur Privataudienz beim Papst?).

SZ MagazinMänner :Willem Dafoe
Sieben Geschwister und zwei Vollzeit arbeitende Eltern. Die Schauspielerei war für den jungen Willem, geboren 1955 in Wisconsin, erst mal vor allem ein Weg, Aufmerksamkeit in der Großfamilie zu bekommen. Auf den Straßen des alten, gemeinen New York lernte er dann, finster zu schauen, "als Schutz", wie er sagt - eine ideale Vorbereitung auf die bösen Rollen, für die er heute berühmt ist.