Seit Kurzem sieht man bei manchen Menschen blaue Pril-Blumen oder Sternchen am Hals. Die Motive mögen albern wirken, aber sie sollen eine ernste Aussage vermitteln: die Ablehnung bürgerlicher Lebensmodelle – die sie zugleich verhindern.
Mit einer Tätowierung zwischen Ohr und Schlüsselbein ist ein Kundenberater-Job bei der Sparkasse nicht drin, und genau darum geht es. Wer tatsächlich noch so etwas wie Radikalität behaupten will, muss eben einen Schritt weiter gehen und sich an Stellen tätowieren lassen, die nicht mehr zu verstecken sind. Denn das ist die ursprüngliche Idee: das Hautbild als unwiderrufliche Aussage, die Tätowierung als Schritt ohne Zurück. Nach Stacheldraht am Oberarm und Geweih am Hintern werden wir uns auch an diesen Anblick gewöhnen. Und in ein paar Jahren stehen Tätowierwillige wieder vor der Frage: Wohin jetzt? Die nächste Generation bereitet sich schon vor: LaFee, die erfolgreiche junge Popsängerin, tritt mit einem aufgemalten Gesichtstattoo auf, ihre minderjährigen Fans aber verkünden in Internetforen, sie würden so was später dann natürlich schon »in echt« machen lassen.