Bier-Raketen

Comicautor Randall Munroe beantwortet in seinem Blog die absurdesten Leserfragen streng wissenschaftlich. Wir haben ihn gefragt: Könnte der Alkoholgehalt im Blut aller Besucher, die beim Oktoberfest waren, eine Rakete antreiben? Wie weit würde sie fliegen? 

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Könnte der Alkoholgehalt im Blut aller Besucher, die beim Oktoberfest waren, eine Rakete antreiben? Wie weit würde sie fliegen? 

Ob Sie es glauben oder nicht: Das ist weniger lächerlich, als es klingt. (Wenn auch nur ein bisschen.)

Viele Raketentreibstoffe unterscheiden sich gar nicht so sehr von alltäglichen Brennstoffen. Zahlreiche moderne Raketen nutzen in der ersten Phase Kerosin – also tatsächlich das Zeug, das man sich für seinen Campingkocher kaufen kann.

Alkohol funktioniert in Raketentriebwerken fast genauso gut wie Kerosin. (Ergibt aber viel bessere Cocktails.) Ethanol, also der Stoff, den wir trinken, wurde anfangs bei etlichen Raketenstarts wirklich als Treibstoff verwendet, darunter auch in der Mercury-Redstone-Rakete, mit der die ersten Amerikaner in den Weltraum gelangten.

Auf dem Oktoberfest gibt es eine Menge Alkohol. [Fußnote: Beleg erforderlich] Der Gesamtverbrauch an Bier während der Wiesn belief sich in den letzten Jahren auf etwa 7,5 Millionen Liter, was sieben mittelgroßen Schwimmbecken voller Bier entspricht.

Natürlich wird an den 16 Tagen des Oktoberfests nicht gleichmäßig viel getrunken. An den Wochenenden ist am meisten los, so dass auf die Samstage und Sonntage ein größerer Anteil des Bierkonsums entfällt.

Jedes Jahr werden lediglich ein paar hundert Wiesnbesucher mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Dadurch können wir bei der Trinkgeschwindigkeit eine Obergrenze ansetzen. Legen wir nun noch vernünftige Annahmen zu den konsumierten Mengen zugrunde, können wir davon ausgehen, dass sich zur Spitzenzeit am Samstagabend insgesamt drei bis fünf Kubikmeter Ethanol in den Blutbahnen der Besucher befinden. (Fun Fact: Am ersten Tag des Oktoberfests gibt es auf dem Gelände etwas mehr Bier als Blut. Natürlich befindet sich das meiste Bier außerhalb der Körper und das meiste Blut innerhalb. Hoffen wir zumindest.)

Fünf Kubikmeter sind eine Menge Alkohol. Wenn Sie ein ethanolbetriebenes Auto hätten, könnten Sie damit einmal um die Erde fahren. Falls Sie allerdings auf eine Erdumlaufbahn wollen, brauchen Sie vermutlich ein bisschen mehr. Die Mercury-Redstone-Raketen beispielsweise verbrauchten rund zehn Kubikmeter Ethanol und konnten damit pro Start nur eine Person ins Weltall bringen.

Unsere Rakete wäre wahrscheinlich nicht imstande, einen Astronauten auf eine Umlaufbahn zu befördern. Von der Größe her wäre sie mit der japanischen Feststoffrakete Lambda 4S vergleichbar, so dass wir mit ihr vielleicht einen sehr kleinen Satelliten losschießen könnten.

Außerdem gibt es kein einfaches Verfahren, mit dem man den ganzen Alkohol im Handumdrehen aus dem Blut der Wiesngäste extrahieren könnte – zumindest, wenn man sie nicht  zur Ader lassen will.

Genauso wenig kann man auf den Toiletten warten, um den Alkohol wieder einzusammeln: Der Stoffwechsel hat den größten Teil schon umgesetzt. Die chemische Reaktion, mit der unser Körper Ethanol in Energie umwandelt, ist tatsächlich vom selben Typ wie bei einem Raketentriebwerk, obwohl sie in unserem Körper langsamer und bei niedrigerer Temperatur abläuft. (Es sei denn, irgendwas ist schrecklich schiefgegangen.)

Wenn Sie eine richtig gute Rakete bauen wollen, müssten Sie das Oktoberfest abblasen und den Alkohol direkt aus dem Bier destillieren. Dann würden Sie sich mit 400 000 Litern Ethanol in die Höhe schrauben, was ausreicht, um ein ziemlich großes Raumschiff auf eine Umlaufbahn zu bringen.

Ohne Bier würde das Fest aber sowieso nicht stattfinden, was ein Jammer wäre! Mein Heimatland könnte natürlich das Angebot machen, zur Rettung des Oktoberfests ersatzweise amerikanisches Bier nach Deutschland zu verschiffen. Die Wiesnbesucher wären sicher begeistert, wenn die Zelte mit 7,5 Millionen Litern Coors Light neu bestückt würden.

Eine bessere Lösung wäre vielleicht, jedem Gast die Wahl zu lassen. Der durchschnittliche Oktoberfestbesucher konsumiert etwas mehr als einen Liter Bier. Man könnte jeden selbst entscheiden lassen, ob er seinen Anteil für Raketentreibstoff verwenden oder lieber selbst trinken möchte.

Wenn Sie die Option „Raketentreibstoff“ wählen und Ihre Maß in eine Ein-Mann-Rakete geben ...

... könnte die Sie auf eine Höhe von etwa 1,5 Metern schießen. Ich schlage vor, dass wir das Bier lieber trinken. Prost!

Deutsch von Ralf Pannowitsch.
Einen Vorabdruck aus Randall Munroes Buch »What if - Was wäre wenn?« finden Sie hier