Erwachsene können so kindisch sein. Sie bauen ein Haus und vergraben darunter eine Kiste mit Weinflaschen und Modeheften. Ist das Haus nach vierzig Jahren kaputt, findet ein Baggerfahrer die Kiste, er ruft den Bürgermeister, und dann wird allen flau um die Buletten. Wegen der greifbaren Vergangenheit. Einen ähnlichen Zweck erfüllen Manteltaschen. Anders als Hosentaschen werden sie in Ruhe gelassen und sind so geräumig, dass sich Treibgut darin sammelt. Jeder kennt Geschichten von Secondhand-Manteltaschen, in denen sich Milchzähne oder der Schädel eines kleinen Höhlenbären fanden. Durchschnittliche Manteltaschen sind fader, sie enthalten Theaterbillets, alte Em-eukal-Bonbons, unverschickte Briefe, einen Korken. Sieh an, denkt man, wenn man all das an der roten Ampel ertastet, und erinnert sich an die Weinflasche und den Menschen, der den Brief nicht bekam. Es folgt das Bulettengefühl, weil man ahnt: Die Tasche ist die Zeitkapsel meines Lebens. Dann kommt Grün, und es geht weiter, zum Glück.
Sitzt wie angegossen: Cabanjacke von Fay.
Foto: Myrzik und Jarisch