Nach der Landung in München begann mein Handy zu spinnen. Emails verschwanden. Firewallprogramme ließen sich nicht mehr ausschalten. Plötzliche Meldungen: Bitte Sicherheitscode ändern. Warnungen: Ein Unbekannter hat versucht, sich in Ihren Account einzuloggen. Ich war drei Tage in Peking gewesen, hatte Künstler getroffen, Chinesen, die unter besonderer Beobachtung stehen. Mein Bekannter, den ich auf der Reise kennengelernt hatte, rief mich an: Dieselben Probleme mit seinem Smartphone, gleich nach der Landung. War es dumm von uns gewesen, die Handys unbeaufsichtigt im Hotel liegen zu lassen? Hatte jemand unsere iPhones gehackt?
Nie war es so einfach für Geheimdienste und Großkonzerne wie heute, unser Leben lückenlos zu überwachen. Spätestens seit den Snowden-Enthüllungen weiß jeder um digitale Massenüberwachung. Kaum eine Regierung, die nicht die Möglichkeiten von Big Data ungenutzt lässt: Bürger auszuspähen, ist inzwischen ein weltweites Milliardengeschäft, an dem hunderte Firmen verdienen. Trotzdem verschlüsseln die wenigsten Menschen ihre Kommunikation, macht kaum einer brav alle Sicherheitsupdates. Ich auch nicht. Im Alltag siegt der innere Schweinehund, die Bedrohung bleibt abstrakt.
Dieses Mal war es anders. Das Gefühl ließ mich nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte mit meinem Handy. Ich wollte herausfinden, ob sich womöglich eine Spionagesoftware in mein Smartphone eingeschlichen hatte. Am Ende der Recherche stauten sich mehr offene Fragen auf, als ich Antworten bekommen hatte. Das Thema Smartphone-Sicherheit ist so komplex geworden, dass auch Nerds inzwischen kapitulieren. Wurde ich also wirklich überwacht? Oder war ich einfach paranoid geworden?
Foto: dpa