»Ich habe für jeden Verständnis, der zehnmal dasselbe Partnermuster wiederholt«

Eine neue Beziehung, aber die alten Probleme? Das könnte daran liegen, dass man sich immer wieder den ähnlichen Typ Mensch sucht. Der Paartherapeut Rainer Grunert erklärt, woher das kommt – und wie man sich daraus befreien kann.

Ihr neuer Partner ähnelt dem vorherigen? 

Foto: connected archives

SZ-Magazin: Herr Grunert, was bestimmt darüber, wen oder was wir attraktiv finden?
Rainer Grunert: Da gibt es einen schönen Satz von Sigmund Freud: Glück ist die Erfüllung von Kinderwünschen. Und da sind wir schon beim Kern: Wer uns prägt, sind unsere ersten Bezugsobjekte – Vater, Mutter oder eine entsprechende Ersatzperson.

Und wie beeinflussen die unser Partnerwahl?
Im Prinzip gibt es drei große Theorien darüber: die Objektbeziehungstheorie, die Bindungstheorie und die Transaktionsanalyse. Zusammengefasst projizieren wir unerfüllte Sehnsüchte aus unserer Kindheit auf unsere künftigen Partner oder Partnerinnen – aber diese Wünsche können sich nicht mehr erfüllen, denn wir sind ja erwachsen. Was wir also brauchen, um uns weiterentwickeln zu können als Erwachsene und Partner, ist ein Bewusstsein dafür, dass unerfüllte Wünsche und Verletzungen aus der Kindheit ein Leben lang nicht heilen werden. Das ist an sich nicht schlimm – aber solange wir versuchen, diese vermeintlichen Kindheitswunden zu heilen, so lange wird es nichts mit einer reifen Partnerschaft.