Wie ich höre, hat man in Dänemark eine Fettsteuer eingeführt, das heißt, wer dort »gesättigte Fette« bei der Produktion von Nahrungsmitteln verwendet, muss pro Kilogramm mehr als zwei Euro Steuern zahlen, was jeden Hamburger um zehn, das Stück Butter um 30 Cent verteuert. Ziel sei, wie ich auch hörte, die Lebenserwartung der Dänen in den kommenden zehn Jahren um drei Jahre zu steigern, von derzeit 78,63 Jahren auf also 81,63. Das würde bedeuten, dass Dänemark in der Welt-Lebenserwartungsliga einen Sprung von Platz 47 auf Platz elf machen würde, vorbei an Deutschland, Griechenland, auch den Färöern auf den Rang gleich hinter Italien, ein ehrgeiziges Ziel.
Was interessant ist: Auf Platz eins erwähnter Liga liegt, mit weitem Abstand führend, Monaco mit 89,73 Jahren, vor Macau (84,41), San Marino (83,01) und Andorra (82,43), ein tolles Ranking, nicht wahr? Was müsste Dänemark tun, um in diese Spitzengruppe vorzustoßen? Seine Fettsteuer noch weiter erhöhen, um dafür die Einkommenssteuer radikal zu verringern, auf das Niveau Monacos?
Bemerkenswert ist, dass die vier Länder, deren Bewohner die höchste Lebenserwartung haben, sehr klein sind. Es könnte also sein, dass Dänemark in seinem nun erwachten Ehrgeiz versuchen wird zu schrumpfen. Dass man uns zum Beispiel in einem radikalen Befreiungsschlag Jütland, Fünen, Bornholm und Lolland anbietet, was wir aber nicht akzeptieren sollten, denn auch den Deutschen kann auf Dauer eine Lebenswartung von 80,07 Jahren (Rang 27) nicht genügen. Wir möchten mehr Leben erwarten können.
Was ist dafür zu tun? Sollen wir von der Bundesregierung eine Fettsteuer erbitten? Müssen wir nicht, um länger zu leben, von den Behörden geradezu verlangen, dass man die Butter auf den Broten verteuert?
Interessanter Punkt: Schon seit Längerem besteuert der deutsche Staat Unerwünschtes immer höher. Die Leute sollen nicht rauchen, also macht man Tabak teurer, indem man ihn mit hohen Abgaben belegt. Die Leute sollen nicht so viel Auto fahren, also steigen alle Steuern auf Benzin weiter und weiter. Rauchen die Bürger deshalb weniger, nutzen sie ihre Kfz seltener? Nein.
Andererseits wird der Staat seinerseits von Abgaben auf Tabak und Öl abhängig, er benötigt Jahr für Jahr mehr davon. Er muss wünschen, dass wir möglichst viel rauchen und möglichst häufig Auto fahren. Seltsam, oder? Obwohl er doch behauptet, das Gegenteil zu wollen. Aber der Staat ist nicht mehr Herr seines Willens, er ist seinerseits süchtig geworden, er leidet an Geldsucht; wie wir Tabak, Benzin und Fett verfallen sind, hängt er an seinen Steuern. Auch die dänische Regierung wird bald hoffen, dass die Dänen möglichst fett gebutterte Smörrebröds essen. Er braucht die Fettsteuer, er wird Fettsucht bekommen.
In diesem Zusammenhang zwei weitere Nachrichten, eine aus Albany/Georgia, die andere aus Bielefeld. In Albany hat man das bei Jugendlichen sehr beliebte Tragen von Hosen, deren Hosenbund weit unterhalb der sogenannten Gürtellinie liegt, mit Geldbußen belegt. In kurzer Zeit konnte man auf diesem Weg fast 4000 Dollar einnehmen. In Bielefeld steht am sogenannten Bielefelder Berg ein Gerät namens Traffistar S330, das fleißigste Blitzgerät Deutschlands. Es spült, indem es zu schnelle Autofahrer fotografiert, an einem einzigen Tag 20 000 Euro in die Kasse, dabei war es für 200 000 Euro zu erwerben. Man stelle sich vor, auch in der Bielefelder Fußgängerzone würde man nun per Blitzgerät tiefer gelegte Gürtel erfassen, wären nicht hier ebenfalls erhebliche Einnahmen zu erwarten? Jeder nur flüchtige Besucher der Stadt weiß doch, wie sehr die Bielefelder Jugend Hängehosen liebt!
Das ist eine interessante Entwicklung, nicht wahr? Wäre es möglich, die Schuldenkrise unseres Staates mit Blitzgeräten zu bekämpfen? Wir rasen wie die Irren und helfen dadurch dem Staat? Wir rauchen, saufen, stopfen Butter in uns hinein, lassen die Hosen hängen – und sind bald schuldenfrei? Das würde zwar nicht unsere persönliche Lebenserwartung, aber doch die unseres Staates erheblich verlängern, gesund leben können wir danach immer noch.
Bis dahin bleiben wir den Behörden in Sünde verbunden.
Illustration: Dirk Schmidt