In weiten Kreisen der Bevölkerung sind die bei der Bundeswehr gebräuchlichen Abkürzungen äußerst beliebt. BeauftrSdAufgBwNL heißt »Beauftragter für Sonderaufgaben im Bereich der Bundeswehr in den Neuen Ländern«, KdoStratAufkl bedeutet »Kommando Strategische Aufklärung« und ein TrÜbPl ist ein »Truppenübungsplatz«. Bei SDstHundeBw (das ist die »Schule für Diensthunde der Bundeswehr«) irritiert viele, dass es zwar möglich war, für das Wort »Dienst« die Abkürzung Dst zu finden, dass aber niemand den Begriff »Hunde« kürzer zu machen in der Lage war, dies, obwohl das mit hochrangigen Abkürzungsoffizieren besetzte »Kommando zur Verknappung von in der Bundeswehr gebräuchlichen Wörtern und Begriffen« (KmmdozVknappvidBwgbrchlchnWöuBgrffn) sich wochenlang mit dem Thema auseinandersetzte – ein Skandal, der sich ins allgemeine Bild der Bundeswehr fügt.
Dort scheint, fasst man Zeitungsnachrichten aus den vergangenen Monaten zusammen, so gut wie nichts mehr zu funktionieren. Von 109 Eurofightern der Luftwaffe waren zum Beispiel nur 42 verfügbar, von 89 Tornados nur 38. 110 von 180 Boxer genannten Fahrzeugen wurden repariert, ja, während einer Übung in Norwegen musste man die an allen diesen Fahrzeugen nicht vorhandenen Kanonenrohre durch schwarz angestrichene Besenstiele simulieren, wie überhaupt beim deutschen Teil der NATO-Eingreiftruppe eine Menge Waffen verloren gegangen zu sein schienen. Fast die Hälfte aller Pistolen waren weg, von einem Nachtsichtgerät namens Lucie fehlten 76 Prozent. Und der Marinehubschrauber MH90, den die Bundeswehr sich sehr wünscht, hat einen gravierenden Nachteil: Er darf nicht über offenem Meer fliegen, was für Marinehubschrauber manchmal einfach blöd ist.
Natürlich wird im Verteidigungsministerium nach Lösungen gesucht, spätestens seit sich herausstellte, dass im Kinderhort einer Kaserne in Knarrenhausen an der Wumme einerseits die Kanonen von Kampfpanzern als Teil einer Murmelbahn verwendet wurden, andererseits die Soldatenväter auf den Bobbycars der Kleinen (und mit deren Pfeil und Bogen ausgestattet) an einem Manöver teilnahmen. Die Männer hätten zur Strafe an 17 Elternabenden zum Thema »Gewaltfreie Kommunikation« teilgenommen, heißt es; von denen fielen allerdings auch 47,5 Prozent aus. 21 vermisste Maschinengewehre habe man Gott sei Dank im Sandkasten der Betreuungseinrichtung gefunden.
Da stets nur etwa maximal die Hälfte der vorhandenen Flugzeuge, Fahrzeuge und sonstigen Ausrüstungsgegenstände funktionsfähig sei, teilte ein Sprecher mit, werde man als Sofortmaßnahme einfach immer doppelt so viele wie eigentlich benötigt kaufen, das passe dann halbwegs. Die Kanonenrohre der Boxer Fahrzeuge seien übrigens im Spind des Stubendienstes der Kaserne in Norwegen entdeckt worden; der zuständige Obergefreite habe sie für Besenstiele gehalten, das sei jetzt also auch in Ordnung.
Größere Sorge bereitet der Spitze des Ministeriums die Tatsache, dass immer öfter funktionsuntüchtige Abkürzungen in Gebrauch kommen. Dass man sich im KmmdozVknappvidBwgbrchlchnWöuBgrffn nicht auf eine Abkürzung für »Hunde« einigen konnte, ist nur die Spitze eines Eisbergs (SptzEisb). Während eine Fraktion Hu vorschlug, bestand die andere auf nde; der Kompromissvorschlag eines bayerischen Gebirgsjägergenerals (»Zamperl«) wurde mit dem Argument zurückgewiesen, erstens sei das keine Abkürzung, zweitens schwer auszusprechen.
Viel schlimmer ist, dass in bisher geheim gehaltenen Dokumenten das Wort »Bundesverteidigungsministerium« mehrmals als Gurkentruppe oder GurkenTruppe beziehungsweise Grkntrpp abgekürzt wurde. Internen Berichten zufolge habe man diese vollkommen falsche und abwegige Abbreviatur dann bei einem abendlichen Vergnügungsschießen auf Zielscheiben montieren und zerstören wollen. Der Koch habe aber die Munition für Steckrüben gehalten und in den Kasino-Eintopf gerührt, sodass auch dies entfiel.
Illustration: Dirk Schmidt