Hinter vorgehaltener Hand flüstert sich die Kunstszene in diesem Sommer zu: »Bloß nicht im scheußlichen Kassel bleiben! Morgens hin zur Documenta, Kunst angucken, abends weiter nach Berlin, das ist der Trick!« – »Halt, hiergeblieben!«, schreien die Kasseler, Kasselaner und Kasseläner. So nennen sich die Bewohner von Kassel, je nachdem, ob sie zugezogen, hier geboren oder aus einer alteingesessenen Familie stammen. Und zeigen auf die (1) Insel Siebenbergen im Staatspark Karlsaue. Hier kann man sehr viele verschiedene Bäume aus aller Welt und tellergroße Seerosenblätter betrachten – am besten Händchen haltend. Und bitte nicht die Kunst vergessen, auch nicht nach dem Ende der Documenta! Wo gibt es sonst ein eigenes Museum für Sepulkralkultur, Karikaturen oder Tapeten? Oder 530 Holzkästchen mit getrockneten Blüten und Blättern wie im (2) Naturkundemuseum? Zur Stärkung geht es dann in die (3) Alte Markthalle. Dort stehen jeden Samstag »Schmeckewöhlerchen« auf der Karte, Wurst-, Käse- und Gemüsehäppchen, die man in Italien wohl Antipasti nennen würde. Die Beobachtung, dass es in Kassel auffällig viele Fahrschulen und Erotikshops gibt, behält man aber lieber für sich.
Die (4) Documenta läuft bis 23. September, www.documenta.de. Nach der Neuen Galerie lässt es sich gut auf der Terrasse der Bar (5) Bolero ausruhen. Tel. 0561/766 22 42, www.bolerobar.de. Nicht nur Documenta-Besucher speisen in Kassel: Gerhard Schröder besuchte die Bar (6) Caruso im Restaurant »Rossini« und im (7) Lohmann sieht man öfter Hans Eichel. Caruso: An der Garnisonkirche 2, Tel. 701 37 36, www.caruso-kassel.com; Lohmann: Königstor 8, Tel. 701 68 75, www.lohmann-kassel.de. Im Vorderen Westen, dem Prenzlauer Berg Kassels, gibt es viele Jugendstilhäuser und Bioläden. Zum Frühstücken: ins (8) Café Hahn. Zum Schlafen: in die (9) Villa Baya. Café Hahn: Pestalozzistr. 10, Tel. 122 46; Villa Baya: Pestalozzistr. 19, Tel. 201 67 37, DZ 126 Euro, www.villa-baya.net. Genug von der Kunst? Einen Kajak auf der Fulda mieten oder Touristen im (10) Bergpark Wilhelmshöhe beobachten, wie sie braunes Wasser fotografieren, ein 12 km langes Wasserspiel.